120 „Schlüssel nach Brüssel“

Arbeitskreis Kirchenasyl der Evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh setzt sich für Flüchtlinge ein

Hildegunde und Ernst Klinke sowie Gisela Kissel (v.l.) mahnen Menschenrechte an. Foto: Kerstin Jacobsen

Gütersloh. Das Paket in Ernst Klinkes Händen wiegt schwer. „Hier sind genau 120 Postkarten und Schlüssel drin“, erklärt der Presbyter und Vorsitzende des Arbeitskreises Kirchenasyl der Evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh. „Die schicken wir jetzt nach Brüssel.“ „ Und dann sammeln wir weiter!“, ergänzen Hildegunde Klinke und Gisela Kissel. Beide sind ebenfalls im Arbeitskreis aktiv.

 

Ihr Ziel: Sie wollen verhindern, dass das Europäische Parlament die europaweite massenhafte Inhaftierung von Asylsuchenden gesetzlich verankert. Schon jetzt werden Tausende Menschen, die sich aus Verfolgung, Krieg und Not in ihrer Heimat nach Europa geflüchtet haben, an den Außengrenzen in Elendslager eingesperrt. Auf der Konferenz der EU-Innenminister am 26. April in Luxemburg wurde ein Richtlinienentwurf vorgestellt, der es ermöglicht, nahezu jeden Flüchtling sofort nach der Einreise einzusperren. Auch die Inhaftierung von Minderjährigen wäre ausdrücklich erlaubt – ein klarer Verstoß gegen die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen.

 

„Es gibt so viel Elend an den Grenzen Europas“, sagt Gisela Kissel. „Da können wir doch nicht wegsehen!“ Denn Nächstenliebe ist für die Presbyterin Christenpflicht. Überzeugt wirbt sie für die Protestaktion „Schlüssel nach Brüssel“, eine Initiative der Stiftung Pro Asyl. „Das Europäische Parlament hat den Schlüssel in der Hand, die geplanten Verschärfungen zu verhindern!“, heißt es auf der Homepage zur Aktion. Dort sind Postkarten erhältlich, die man symbolisch mit einem Schlüssel versehen und an den Präsidenten des Europäischen Parlaments Martin Schulz senden kann.

 

Der Arbeitskreis Kirchenasyl hat sich jede Menge Karten besorgt und sammelt Schlüssel und Unterschriften. „Wir haben am 23. Juni mit einem Stand bei ‚Gütersloh international’ angefangen und dort schon viele Menschen erreicht“, berichtet Hildegunde Klinke. „Natürlich kann auch jeder selbst eine Karte verschicken“, so Ernst Klinke. „Aber wir haben das einmal gesammelt gemacht, um Porto zu sparen.“ Er hofft, noch viele Menschen - in allen Regionen der Evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh sowie darüber hinaus - zum Mitmachen zu bewegen. „Die Aktion läuft bis zum ‚Tag des Flüchtlings’ am 30. September.“ Gelegenheit, sich zu beteiligen, gibt es nach den Gottesdiensten in der Matthäuskirche und im Evangelischen Gemeindebüro, Kirchstraße 10 a.

Weitere Informationen unter www.flucht-ist-kein-verbrechen.de.

kj

 

Hintergrund: Arbeitskreis Kirchenasyl

Der Arbeitskreis ist 1994 als „Ausschuss zum Schutz für Flüchtlinge in kirchlichen Räumen“ der Evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh gegründet worden. Kurz darauf gewährte die Gemeinde zwei Syrern in der Erlöserkirche Kirchenasyl. Danach fungierte das Gremium einige Jahre als „Ausschuss für Asylfragen“, bevor es nach der Presbyteriumswahl im vergangenen Februar als Arbeitskreis dem Gemeindeausschuss für Mission, Ökumene und Weltverantwortung (AMÖWe) angegliedert wurde. Der Arbeitskreis hat derzeit 10 Mitglieder, weitere sind willkommen.

Kontakt: Ernst Klinke, Telefon: (05241) 402555, E-Mail: ejklinke@web.de