Abschied von der Gnadenkirche

Evangelisches Gotteshaus in Mastholte wird am 26. Dezember entwidmet

Pfarrer Dietrich Fricke vor der Gnadenkirche. Foto: Kerstin Jacobsen

Rietberg-Mastholte. Jetzt ist es amtlich: Am Montag, 26. Dezember, findet um 9 Uhr in der Gnadenkirche Mastholte zum letzten Mal ein evangelischer Gottesdienst statt. Im Anschluss an den Gottesdienst wird Superintendent Christian Heine-Göttelmann die Gottesdienststätte entwidmen. Bereits im Sommer hatte das Presbyterium die gut 800 Protestanten im Gemeindebezirk Mastholte schriftlich informiert und bei einer Gemeindeversammlung seine Pläne erläutert. Am Dienstag, 6. Dezember hat das Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche von Westfalen die Schließung und damit verbundene Entwidmung beschlossen.

 

„Wir wussten schon seit einiger Zeit, dass wir die Kirche in Mastholte auf Dauer nicht halten können“, sagt Pfarrer Dietrich Fricke. „Sie kostet uns über 30.000 Euro im Jahr und wird kaum noch genutzt.“ In den letzten Jahren habe sich das Gemeindeleben immer mehr nach Rietberg verlagert. Trotzdem, so der Pfarrer, sei dem Presbyterium die Entscheidung schwer gefallen. „Natürlich schmerzt es, die Gnadenkirche in der Birkenallee aufzugeben. Zahlreiche Gemeindeglieder haben sie Mitte der 1950er Jahre mit viel Herzblut selbst mit aufgebaut. Sie war ein Stück Heimat.“

 

Angesichts sinkender Kirchensteuereinnahmen und Gemeindegliederzahlen sei es jetzt jedoch entscheidend, voraus zu blicken. Anfang der 2000er Jahre habe sich das Presbyterium auf den Weg gemacht, ein zukunftsfähiges Gemeindekonzept für die 110 Quadrat-Kilometer große Flächengemeinde mit rund 3700 Gemeindegliedern zu entwickeln. „Seit mehr als 10 Jahren sind in der Evangelischen Kirche von Westfalen zahlreiche Reformwege beschritten worden, um zukunftsfähig zu werden. Gemeindeleitungen werden gegenwärtig in ganz unterschiedlicher Weise herausgefordert, Strukturen zu verändern und neue Wege zu beschreiten. Damit Kirchengemeinden, gerade im ländlichen Bereich, auch in Zukunft noch überlebensfähig und attraktiv bleiben können, sind einschneidende Prozesse unabwendbar und nötig. Es soll schließlich auch in den nächsten Jahrzehnten evangelisches Leben in einer Kirchengemeinde in Rietberg geben. Und hier hat die Gemeindeleitung mit den zuständigen Presbyterinnen und Presbytern bereits vor Jahren einen guten Kurs eingeschlagen, indem Gemeindeaufbau generationsübergreifend konzipiert und umgesetzt wurde. Wir bauen nicht nur ab, wir wachsen auch“, betont Fricke. Als Beispiele nennt er die kirchenmusikalische Arbeit, religiöse Bildungsangebote, Freizeiten und Studienfahrten und natürlich auch das deutschlandweit einzigartige Bibeldorf: „Es ist mittlerweile eine feste Größe im Gemeindeaufbau und überregional bekannt als Ort, wo man die Welt und Umwelt der Bibel erklärt bekommt und im Wortsinn „begreifen“ kann.“

 

Zur Mastholter Gnadenkirche gehört ein in den 1980er Jahren errichtetes Gemeindhaus. Der Gebäudekomplex steht auf einem rund 1.800 Quadratmeter großen Grundstück. Was mit dem Grundstück und den Gebäuden geschehen soll, ist noch offen. „Wir können uns einen Verkauf ebenso vorstellen wie eine Nutzung auf Basis eines Erbpachtvertrages.“

 

Nach dem 26. Dezember werden Abendmahlsgeschirr, Altarbibel und Taufschale in der Evangelischen Kirche Rietberg und im Bibeldorf einen neuen Platz finden. Die Glocken will die Gemeinde ebenfalls behalten.

kj