Kirchenkreis Gütersloh. „Der Herr ist mein Reise-Guide“, heißt es im „Motorradfahrer-Psalm 23“, „mein Tank und mein Herz sind immer voll …“ Etwa 50 Bikerinnen und Biker kamen am Sonntag mit ihren Familien in die liebevoll geschmückte Kreuzkirche Wiedenbrück, um den göttlichen Segen für eine unfallfreie Motorrad-Saison 2024 zu erbitten. Den „9. Ökumenischen Motorrad-Gottesdienst“, richteten die christlichen Kirchengemeinden in Rheda-Wiedenbrück gemeinsam aus, musikalisch begleitet von der Wiedenbrücker Band M.A.U.
Pfarrer Marco Beuermann von der Ev. Versöhnungs-Kirchengemeinde Rheda-Wiedenbrück hatte schon 2014 den ersten Gottesdienst dieser Art gestaltet. Der katholische Gemeindereferent Hartmut Lengenfeld vom Pastoralverbund Reckenberg / St. Aegidius Wiedenbrück war zum zweiten Mal dabei. Sie dankten unter anderem Feuerwehr-Kamerad Sebastian Gehle, der 2013 mit der Idee für einen Biker-Gottesdienst auf den Pfarrer zugegangen war und auch diesmal wieder die traditionelle Biker-Ausfahrt nach dem Gottesdienst anführte.
Das Thema ist ernst: Nach wie vor werden zahlreiche Motorradfahrer im Straßenverkehr verletzt. Allein im Jahr 2023 kamen in Nordrhein-Westfalen 57 Menschen bei Motorrad-Unfällen ums Leben, wie aus der Verkehrsunfallbilanz des Landes hervorgeht.* Auf der anderen Seite steht eine Nachricht, die Hoffnung macht: Bei „Verkehrsunfällen mit Verletzten sinken die Zahlen nun im vierten Jahr in Folge“, berichtet das Land NRW. Waren es 2019 noch 3.659 Unfälle, so sank die Zahl auf 2.821 im Jahr 2023.
Pfarrer Beuermann kann aus seiner Erfahrung bestätigen, dass es weniger Unfalltote gibt. Seit 23 Jahren ist er Feuerwehr-Seelsorger und fast ebenso lange Notfallseelsorger. „Vielleicht in einer Handvoll Fälle ging es dabei um Motorrad-Unfälle“, schätzt er. Zum Glück sei auch noch niemand von den Menschen betroffen gewesen, die an Biker-Gottesdiensten teilnahmen. Eine Sicherheitsgarantie biete der Segen natürlich nicht, sagt er lachend. Gleiches gelte für die Segenskärtchen, die, regensicher auf dünnem Plastik gedruckt, am Ende des Gottesdienstes verteilt werden. Biker können sie als kleine Glücksbringer in ihren ledernen Jackentaschen bei sich tragen.
Auch deshalb ging es in den Fürbitten auch darum, selbst nicht übermütig zu werden und sich stets des eigenen Fahrverhaltens bewusst zu sein.
„Dialog-Predigt“ mit Vergnügen
Pfarrer und Gemeindereferent zeigten sichtlich Vergnügen an ihrer „Dialog-Predigt“, die den Titel trug: „Ach du grüne Neune“. Neben der Zahl – eine Anspielung auf den neunten Gottesdienst – stand die Farbe Grün im Mittelpunkt von Redewendungen und Assoziationen. Grün in der Bibel, in der Natur… Der Ausruf selbst war früher schon auf Jahrmärkten zu hören, als überraschte, manchmal erschreckte Äußerung. Denn damals ließen sich die Leute mit Spielkarten die Zukunft voraussagen. „Eine Karte mit grüner Neun brachte eher kein Glück“, erläutert Beuermann.
Die Stimmung war schon während des Gottesdienst gut. Geradezu ausgelassen wurde sie während der anschließenden Motorrad-Segnung auf dem Parkplatz vor der Kreuzkirche.
Gleich danach brach die Motorrad-Kolonne zu einer etwa einstündigen Ausfahrt auf. Die Route führte bei bestem Wetter über Oelde, Ennigerloh, Ostenfelde, wieder Oelde und dann zurück nach Rheda-Wiedenbrück. Pfarrer Beuermann war als Sozius von Ulrich „Ulli“ Strecker, dem früheren Stadtbrandmeister, mit von der Partie.
„Das Spannende ist, dass man etwa 90 Prozent der Leute, die zu diesem Gottesdienst kommen, sonst nicht in der Kirche sieht“, so Pfarrer Beuermann.
Eigentlich hätte dies schon der zehnte Motorrad-Gottesdienst sein sollen. Doch 2020 und 2021 musste die Veranstaltung wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Klar ist: Auch der zehnte Motorrad Gottesdienst soll wieder offen für alle sein. „In diesem Jahr zum Beispiel war jemand aus Paderborn dabei“, berichtet Pfarrer Beuermann. „Und was die Zahl Zehn betrifft – vielleicht geht es ja 2025 um die zehn Gebote.“ KKGT