Adventsspende mit Rekordergebnis

Evangelische Stiftung Gütersloh wirbt fast 84.000 Euro für Flüchtlingshilfe ein

Freude über Hilfsbereitschaft: Ute Luther, Ernst Klinke, Jörg Tabbert, Barbara Brinkmann, Pfarrer Jörg Rosenstock und Stefan Sudeck-Wehr (v.l.). Foto: Kerstin Jacobsen

Gütersloh. Die siebte Adventsspendenaktion der Evangelischen Stiftung Gütersloh ist mit einem Rekordergebnis zu Ende gegangen: Insgesamt 83.602 Euro haben hilfsbereite Güterloherinnen und Gütersloher für Flüchtlinge gespendet, die es aus Kriegs- und Krisengebieten ihrer Heimat nach Gütersloh verschlagen hat. Von dem Geld hat die Diakonie Gütersloh bereits eine halbe Stelle für eine Flüchtlingsberaterin geschaffen.

Erstmals hatte die Evangelische Kirchengemeinde Gütersloh nicht für verschiedene Projekte in den fünf Regionen, sondern nur für einen – die Flüchtlingshilfe – um Spenden gebeten. „Kommunen und Länder waren im letzten Jahr völlig überfordert“, sagte Pfarrer Jörg Rosenstock, Vorsitzender des Presbyteriums. „Wir als Kirche mussten einfach etwas tun.“ Offenbar dachten die Menschen dasselbe, als sie im November 2014 den Spendenbrief erhielten. Etwa jeder Zehnte spendete. Das entspricht den Vorjahren. Aber, so Jörg Tabbert von der Stiftung: „Im Vergleich zu den Vorjahren sind die Spenden um 25 Prozent gestiegen, und die Zahl der Erstspender war mit 290 doppelt so hoch wie zuvor.“


Stiftungsvorsitzende Ute Luther macht aus ihrer Betroffenheit keinen Hehl. „Hinter jedem Gesicht verbergen sich Geschichten, für mich unvorstellbare Geschichten.“ In ihrer Heimat seien die Menschen Handwerker, Ingenieure oder Künstler gewesen. „Hier sind sie nur noch Flüchtlinge und zum Nichtstun verdammt.“ Eine wachsende Zahl von Ehrenamtlichen engagiert sich im Arbeitskreis Asyl dafür, dass das nicht lange so bleibt. Dafür brauchen sie professionelle Unterstützung. „Flüchtlingsberatung ist sehr heikel“, bestätigt Presbyter Ernst Klinke vom Arbeitskreis. „Da kann man viele Fehler machen, Professionalität ist nötig.“


Für die nächsten drei Jahre ist professionelle Hilfe gesichert: 50.000 Euro der Spenden werden zusammen mit weiteren 24.000 Euro von der Stadt für eine Fachkraft genutzt, die mit halber Stelle in den Räumen der Wohnungslosenhilfe der Diakonie in der Schulstraße Flüchtlinge berät. „Im Moment ist die Not sehr groß“, sagt Diakonie-Mitarbeiter Stefan Sudeck-Wehr. „Wir sind froh, dass wir uns jetzt noch besser in der Flüchtlingsarbeit einbringen können.“ Fatma Aydin-Cangülec habe bereits in Rheda-Wiedenbrück als Flüchtlingsberaterin gearbeitet. Pfarrer Rosenstock ist „froh und dankbar über die guten Zusammenarbeit vieler“. Dennoch betont er: „Auf Dauer brauchen wir eine ganze Stelle.“

Die verbleibenden 34.000 Euro sind noch nicht im Detail verplant. Das wäre laut Presbyterin Barbara Brinkmann auch „grundfalsch“. „Wir wissen nicht genau, was auf uns zukommt, denn jeden Tag passiert etwas Neues.“ Schwerpunkte der Flüchtlingshilfe seien Sprachförderung, rechtliche Unterstützung sowie individuelle Hilfen etwa bei der Wohnungssuche und –aussstattung.


Die Not der Flüchtlinge bewegt die Menschen. Manche denken wohl an eigene Erfahrungen zurück. „Ich habe eine Spende von einer Gruppe des Bundes der Vertriebenen erhalten“, erzählt Ernst Klinke. „Die sagten: ‚Wir wissen, wovon wir sprechen‘.“

kj