„Auf der Straße ist Leben nicht selbstverständlich“

Trucker-Gottesdienst in Kaunitz mit der Überschrift „Sei behütet“

Fröhlich, festliche Stimmung herrschte im Saloon-Zelt vor und während des Trucker-Gottesdienstes. Fotos: fra

Laura van den Elzen und Mark Hoffmann steuerten spirituelle Country-Musik zum Gottesdienst bei.

Die Band „Fetter Segen 415“ begleitet den Gemeindegesang im Trucker-Gottesdienst.

VERL – „Kirche bei Gelegenheit“ heißt eine Reihe der Kirchengemeinde Verl, mit der die Gemeinde an unterschiedlichen Orten und bei besonderen Veranstaltungen Gottesdienste feiert. Im August war Pfarrer Jens Hoffmann beim Trucker Treff in der Ostwestfalenhalle Kaunitz zu Gast. „Ich darf schon zum vierten Mal mit Ihnen hier Gottesdienst feiern“, freute er sich zu Beginn und blickte bei der Begrüßung in ein voll besetztes Saloon-Zelt.

Trotz der hochsommerlichen Wärme warteten schon lange vor Gottesdienstbeginn die Teilnehmenden des Trucker Treffs vor dem Zelt auf Einlass. Schnell breitete sich dann eine fröhlich, festliche Stimmung unter den Gottesdienstgästen aus. Mit Applaus hießen sie nicht nur Jens Hoffmann willkommen, sondern auch die beiden Täuflinge Xena Michelle und Joline sowie die Musiker Laura von den Elzen, Mark Hoffmann und die Band „Fetter Segen 415“.
Der Festgottesdienst stand unter der Überschrift „Sei behütet“. Pfarrer Hoffmann führte aus, dass die beiden kleinen Mädchen durch die Taufe zwar keine Superkräfte bekämen, sie aber sowohl ein Zeichen dafür sei, dass getaufte Menschen zur Gemeinde und zu Gott gehören, als auch dafür, dass Gott sie schütze und bewahre. „Als Christinnen und Christen benutzen wir manchmal komische Wörter wie ‚behütet‘ oder ‚Bewahrung‘“, gab er zu. Und dann beschrieb er mit Beispielen aus dem Berufsalltag der Trucker, was er unter Behütung und Bewahrung versteht: Als Notfallseelsorger müsse er Familienangehörige von Verunglückten immer wieder schlimme Nachrichten bringen. Bei der Erinnerung an den tödlichen Unfall einer Mutter von zwei kleinen Kindern fragte er, „Wer wurde da bewahrt?“ Außerdem erzählte er von einem Ehepaar, das gerade Goldene Hochzeit gefeiert hatte. Der Ehemann, so hatte ihm die Frau erzählt, sei immer gesund nach Hause gekommen. Trotzdem habe er leider auch einen schweren Unfall erlebt, bei dem ein Auto mit drei jungen Leuten hinten unter seinen Anhänger geraten war und alle gestorben waren. „Wer wurde da behütet?“ war auch hier die Frage des Pfarrers.
„Auf der Straße ist Leben nicht selbstverständlich“, betonte Hoffmann. Trucker erführen jeden Tag, wie zerbrechlich Leben sei. Hier knüpfte er wieder an die Erfahrung des Gold-Paares an: Die Frau sei aber nicht jeden Tag ängstlich gewesen, sondern dankbar, wenn ihr Mann behütet und gesund nach Hause gekommen sei. Und an den Tagen, an denen er dennoch auch traurige Erlebnisse gehabt hatte, hätten die Eheleute gespürt, „Gott schützt nicht vor Unfällen, aber er ist da – trotz Trauer und Angst. Und er ist auch bei den Toten.“ Als Zeichen dafür, dass Gott alle Menschen begleitet und hält, erinnerte die Trucker-Gemeinde nach der Predigt an alle Verstorbenen seit dem Trucker-Gottesdienst in 2017 – auf eine Liste konnten zu Beginn des Gottesdienst alle die Namen der Menschen schreiben, die sie seitdem beerdigt hatten, Familienangehörige und Freunde genauso wie Trucker, die dieses Jahr nicht mehr teilnehmen konnten. Alle Anwesenden segnete Pfarrer Hoffmann für alle Fahrten an jedem Tag.
Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst auf vielfältige Weise: Das Country-Paar Laura van der Elzen und Mark Hoffmann setzte Akzente vor, während und am Schluss des Gottesdienste. Die Band „Fetter Segen 415“, zu der auch Jens Hoffmann gehört, begleitete die Gemeinde beim Gemeindegesang.   (fra)