Begegnung mit Maria und Josef

Weihnachtsgruß des Superintendenten Frank Schneider

Superintendent Frank Schneider

„Guck mal, da sind Maria und Josef“, ruft Emma vom Rücksitz und zeigt aus dem Auto. Ja, die beiden sehen aus wie Maria und Josef: Eine schwangere Frau mit Kopftuch und ein Mann, der sie stützt. Fremd sehen die beiden aus und fremd sind sie auch.


„Nein“, sage ich, „das Paar kommt sicher aus der Flüchtlingsunterkunft in der Turnhalle.“ „Was ist eine Flüchtlingsunterkunft?“ „Da wohnen Menschen, die auf aus ihrer Heimat geflohen sind, weil sie dort nicht mehr leben können“, versuche ich eine Antwort.


„Schlafen die auf Stroh, wie im Stall?“ „Welcher Stall?“ „Du weißt schon, wie im Krippenspiel“. „Ach so“, sage ich und überlege. „Hauptsache sie haben ein Dach über dem Kopf“, meint die Vierjährige altklug.


Ja, dieser Gedanke bewegt derzeit viele Mitarbeitende in Kommunen und Hilfsorganisationen, die vielen Ehrenamtlichen und Hilfskräfte, die sich um die Flüchtlinge unter uns kümmern. Meine Hochachtung gilt allen, die sich auf diese Weise engagieren.


„Denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge“ – davon erzählt das Weihnachtsevangelium.


Weihnachten feiern wir: Gott lässt uns Menschen nicht allein in den Abgründen des Lebens. So können wir - in seiner Nähe und Liebe geborgen - für Frieden und Gerechtigkeit eintreten. Das ist unser Auftrag als Menschen in dieser Welt.


Die Weihnachtsgeschichte erzählt, dass einander Fremde zu Nächsten werden, um das Kind in der Krippe zu bestaunen. In diesem Kind kommt Gott selbst zur Welt, wird bald zum Flüchtling mit seinen Eltern. Ja, Emma hat Recht: Uns sind Maria und Josef begegnet.

 

Pfarrer Frank Schneider

Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Gütersloh