Bei Sorgen: „Keine Panik!“

Erfolgreiche Premiere: Trauerinnerungs-Gottesdienst in der Christus-Kirche Beckum

Vikarin Kathrin Klagges segnete jedes Jubelpaar. Foto: Kerstin Jacobsen

Beckum. Premiere in der Beckumer Christus-Kirche: Gemeinsam mit 22 Ehepaaren und vielen Gästen feierten Vikarin Kathrin Klagges und Pfarrer Dr. Karsten Dittmann am vergangenen Freitagabend erstmalig einen Trau-Erinnerungsgottesdienst. Eingeladen hatten sie alle Paare der Kirchengemeinde, die in diesem Jahr einen „runden“ Hochzeitstag feiern können. Die Spanne der Ehejubiläen reichte von zehn bis zu stolzen 65 Jahren. In der gut gefüllten Kirche – etliche der Paare hatten Angehörige und Freunde mitgebracht – erlebten die Anwesenden einen schwungvollen wie bewegenden Gottesdienst.

Strahlend hieß Vikarin Klagges die Jubelpaare willkommen: „Großartig, dass Sie da sind!“ In ihrer Predigt zitierte die angehende Pfarrerin eine Jubelbraut. Nach dem Geheimnis ihrer langen, glücklichen Ehe gefragt, habe die alte Dame geantwortet: „Wir sind in einer Zeit geboren, in der wir Dinge, die kaputt gegangen sind, repariert haben, nicht weggeworfen.“ Wenn Eheleute Sorgen und Ängste drückten, gelte „Keine Panik!“. Denn „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit (2. Timotheus 1,7)“.


In Gruppen versammelten sich die Ehepaare im Altarraum. Vikarin Klagges sprach jedem von ihnen einen persönlichen Segen Gottes zu. Pfarrer Dittmann überreichte allen Paaren zudem einen Glückwunsch der Evangelischen Kirchengemeinde. Für einen besonderen musikalischen Rahmen sorgte Organist Sebastian Wewer. Neben der Begleitung des Gemeindegesangs erfreute er die Gäste mit Orgelimprovisationen von Felix Mendelssohn Bartholdys Hochzeitsmarsch bis zu Musicalmelodien von Andrew Lloyd Webber.

Im Anschluss kamen die Gottesdienstteilnehmer zu einem Sektempfang im benachbarten Evangelischen Gemeindehaus zusammen.


Den ungewöhnlichen Gottesdienst hat sich Vikarin Klagges ausgedacht. „Zu unserer Ausbildung gehört, dass alle Vikarinnen und Vikare in ihrer Gemeinde ein Projekt planen und durchführen, das es in dieser Form noch nicht gibt.“ Von einer Kollegin habe sie gehört, ihre Gemeinde habe zum Kirchenjubiläum alle eingeladen wurden, die dort getauft, konfirmiert oder getraut worden sind. „Da hat es bei mir klick gemacht: Denn viele Paare möchten einen ‚runden‘ Hochzeitstag eigentlich schon begehen, scheuen aber vor einer kirchlichen Feier zurück.“ Nicht jeder wolle im Mittelpunkt eines Gottesdienstes stehen. Daher hat sie darauf geachtet, die Trauerinnerung „niedrigschwellig“ zu gestalten. Und der Erfolg gibt ihr Recht: Von 294 angeschriebenen Paaren hatten sich 27 angemeldet, „Das ist doch eine ganz gute Quote“, freut sich Kathrin Klagges.


Ob die Evangelische Kirchengemeinde Beckum hier eine neue Tradition begründet? Karsten Dittmann steht dem Gedanken aufgeschlossen gegenüber, hält sich aber zurück: „Ob es in Zukunft weitere Gottesdienste zur Trau-Erinnerung gibt, ist zurzeit noch offen“, so der Pfarrer.
kj