Rheda-Wiedenbrück. Vor kurzem wurde die Stadtkirche in Rheda nach einer dreimonatigen Schließzeit aus Energiespargründen mit einem gut besuchten Festkonzert wieder eröffnet.
Der Kantor der Versöhnungs-Kirchengemeinde, Jan-Christoph Weige, begann an der großen Bosch-Orgel aus dem Jahr 1972 mit einer Toccata über das Lied „Macht hoch die Tür“, das dem Konzert auch seinen Titel gab. Nach einer Begrüßung durch Pfarrerin Sarah Töws nannte der Kantor drei Gründe für die Veranstaltung: Erstens die Wiedereröffnung der Stadtkirche, zweitens den Vorabend des Palmsonntags und drittens den ersten Einsatz des restaurierten Orgelpositivs in der Versöhnungs-Kirchengemeinde.
Vor dem ersten Stück an der neuen kleinen Orgel, die bereits im Jahr 1952 erbaut wurde, erläuterte der Kantor deren Weg in die Stadtkirche: Durch Vermittlung des ehemaligen Langenberger Pfarrers Christian Heine-Göttelmann kam das Orgelpositiv (Orgel ohne Pe-dal) von der Diakonie Münster zunächst nach Langenberg. Dort stand sie lange unter der Orgelempore, bis Jan-Christoph Weige ihren Wert erkannte und gemeinsam mit Pfarrerin Kerstin Pilz die Reparatur in die Wege leitete. Nachdem der Finanzausschuss gemeinsam mit der Gemeindestiftung Via Nova die Finanzierung der Orgel mit drei Registern zugesagt hatte, konnte die in Rietberg ansässige Orgelbaufirma Speith mit der aufwändigen Restau-rierung beauftragt werden. Dort wurde sie auseinandergebaut, gereinigt, neu zusammen-gesetzt, intoniert und gestimmt. Das Orgelgehäuse wurde pflegend überarbeitet, der Balg neu beledert und der Motor schalldicht isoliert. Nach mehr als acht Monaten wurde das Instrument Ende März in die Stadtkirche transportiert und nun mit einem Konzert den Be-sucher*innen vorgestellt. In Zukunft wird sie im Chorraum der Stadtkirche stehen und die Musik in schlichter Form ergänzen. Sie kann aber auch für besondere Anlässe an andere Orte transportiert werden. Die künftigen Einsatzzwecke reichen von Continuo-Einsätzen (Begleitung) bis zu solistischen Beiträgen in Konzerten, Andachten und Gottesdiensten.
Dann erklang die Kleinorgel erstmals für die Öffentlichkeit: gemeinsam mit dem „Angekreuzt“-Kammerorchester wurden die speziell zum Palmsonntag vom Kantor selbst geschriebenen Choralvariationen zum Lied „Macht hoch die Tür“ gespielt. Die Besucher*innen sangen im Wechsel das eigentlich als Adventslied bekannte Stück kräftig mit.
Anschließend wechselte Jan-Christoph Weige wieder an die große Bosch-Orgel, an der er mal kraftvoll, mal leise den Introduction-Choral aus der "Suite Gothique" von Leon Boëllmann spielte. In einer Bearbeitung für Trompete und Orchester folgte die Sopran-Arie "Schafe können sicher Weiden" aus der Kantate "Was mir behagt, ist nur die muntre Jagd" von Johann Sebastian Bach. Dazu nahm Weige wieder an der neuen Orgel Platz und dirigierte von dort aus das Orchester nur mit kurzem Kopfnicken und Blicken.
Die große Klangbreite des Orgelpositivs wurde dann bei dem Stück „Vater unser im Himmelreich“ wiederum von Johann Sebastian Bach deutlich. An der großen Orgel trug er daraufhin die ersten beiden Sätze aus der romantischen Orgelsonate VI über den Choral „Vater unser im Himmelreich“ von Felix Mendelssohn Bartholdy vor. So konnten die Zuhörer*innen die Gegenüberstellung der beiden Instrumente und die Verschiedenheit zweier Musikstile über den gleichen Choral erspüren.
Zum Abschluss spielten das Orchester und Weige nochmals an der kleinen Orgel die Wassermusik Suite Nr. 2 in D-Dur von Georg Friedrich Händel. Den beiden Trompeten (gespielt von Claudia Heimann und Dietrich Utler) kamen dabei besonders zur Geltung.
Mit diesem beachtenswerten Konzert wurde die Wiedereröffnung der Stadtkirche würdig begangen. Die Besucher*innen bedankten sich mit langem Applaus. (bst)