„Bitte helft uns!“

Evangelische Kirchengemeinde Gütersloh bürgt für syrische Flüchtlinge und ruft zur Unterstützung auf

Setzen sich für syrische Flüchtlinge ein: die Pfarrer Jörg Rosenstock, Stefan Salzmann und Andreas Walczak-Detert (v.l.). Foto: Kerstin Jacobsen

Gütersloh. „Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich aufgenommen“, ist als Jesuswort überliefert, und: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“ (Matthäus 25, 35.40).


Immer mehr verzweifelte Menschen fliehen vor dem Bürgerkrieg in Syrien, auch nach Deutschland, auch nach Gütersloh. Hier leben bereits etliche syrische Familien, die gerne Verwandte aufnehmen. Nur wenn sie ihre Angehörigen nachweislich zwei Jahre lang auf Hartz-IV-Niveau versorgen können, erhalten diese ein Visum.


Viele der Familien können dies aber nicht leisten. „Könnt ihr uns helfen?“ – mit dieser Bitte hätten sich einige der Betroffenen an die Evangelische Kirchengemeinde Gütersloh gewandt. „Wir verstehen dies als Aufruf Gottes an uns“, sagt Pfarrer Stefan Salzmann, der sich im Arbeitskreis Asyl für Flüchtlinge engagiert. Seit Ernst Klinke vor zwei Jahren den Vorsitz übernommen habe, sei der Arbeitskreis bekannter geworden.


Auch die Gemeindeleitung will helfen: „Wir haben für neun Flüchtlinge aus Syrien eine Verpflichtungserklärung abgegeben.“ Dafür habe das Presbyterium 75.600 Euro an Haushaltsmitteln bereitgestellt. Es handele sich um Bürgschaften, betont Salzmann. „Das bedeutet nicht unbedingt, dass wir das Geld auch ausgeben.“ Die Gesundheitsversorgung übernehme das Land. Für weitere 14 Menschen hätten sich die Evangelische Kirchengemeinde Friedrichsdorf, der Evangelische Kirchenkreis Gütersloh, die Freie Evangelische Gemeinde und die Caritaskonferenz St. Pankratius verpflichtet. Die drei syrisch-orthodoxen Gemeinden in Gütersloh verfügten nicht über die finanziellen Mittel, um Bürgschaften zu übernehmen. Über den Christenrat stünden sie aber im engen Kontakt zur Evangelischen Kirchengemeinde.


Rund 40 der derzeit in Gütersloh lebenden syrischen Flüchtlinge sind laut Pfarrer Salzmann über das sogenannte Bundeskontingent hergelangt, 29 über das Landeskontingent und neun auf dem Wege des Asylverfahrens. „Die Not ist wirklich groß.“ Neben der finanziellen Absicherung sei konkrete Unterstützung vor Ort gefragt. Einige Gemeindeglieder hätten bereits ihre Hilfe angeboten. „Und wir haben das Trödelhaus, über das wir die Menschen mit Kleidung, Haushaltswaren und anderen Dingen versorgen können“, so Pfarrer Andreas Walczak-Detert.


Um die Hilfe auf mehr Schultern zu verteilen, ruft die Kirchengemeinde jetzt alle Bürgerinnen und Bürger zur Unterstützung für die Flüchtlinge und ihre Familien auf. Dafür hat sie bei der Evangelischen Stiftung Gütersloh ein Spendenkonto eingerichtet. „Darüber hinaus suchen wir Menschen, die sich im Bedarfsfall für weitere Hilfeleistungen ansprechen lassen“, so der Presbyteriumsvorsitzende Pfarrer Jörg Rosenstock. Das Engagement wird wohl schon bald dringend gebraucht. Salzmann: „Die meisten der Menschen, für die wir Verpflichtungen übernommen haben, sind noch nicht hier.

Flyer zum Thema liegen in den evangelischen Kirchen und Gemeindezentren in Gütersloh aus. Weitere Infos hat Pfarrer Stefan Salzmann, Telefon: (05241) 532683, E-Mail.

kj