Langenberg. Fast kann man vom Ende einer Ära sprechen: Nach fast 20 Jahren als Presbyter ist der Langenberger Martin Wachter von Pfarrerin Kerstin Pilz in einem feierlichen Gottesdienst in der Friedenskirche aus dem Leitungsgremium der Versöhnungs-Kirchengemeinde verabschiedet worden.
„Man darf den Zeitpunkt nicht verpassen, motivierte Jüngere mit frischen Ideen ans Ruder zu lassen“, sagt der 64-jährige langjährige Presbyteriumsvorsitzende. Dieses Amt hatte er im Herbst 2013 übernommen, als die damalige Vorsitzende, Pfarrerin Kerstin Pilz, in Elternzeit ging. Damit hatte erstmals ein Presbyter und kein Theologe den Vorsitz des Leitungsgremiums der Versöhnungs-Kirchengemeinde inne. „Ich konnte so den Geistlichen den Rücken freihalten für ihre seelsorglichen Aufgaben“, so Wachter, der die gemeinsame Arbeit von Pfarrteam und Laien auf Augenhöhe immer geschätzt hat. Und das war keine Einbahnstraße: „Ich erinnere mich noch gerne an mein Bewerbungsgespräch in unserer Kirchengemeinde“, blickt Pfarrerin Pilz zurück, „und besonders daran, wie mir Martin Wachter seinerzeit Mut gemacht und mich bestärkt hat, die Stelle anzunehmen. Und diese wertschätzende Begleitung habe ich über all die Jahre immer sehr geschätzt!“
Gleichwohl war der Presbyteriumsvorsitz einer der größten Gemeinden der Westfälischen Landeskirche eine Mammutaufgabe und kein Ehrenamt, das „mal so mitläuft“. Ca. 40 Stunden kamen nur für den Vorsitz monatlich zusammen, sagt Wachter und unterstreicht, dass er sich in all den Jahren auf ein tolles Team mit hoher Kompetenz, insbesondere auf seine StellvertreterInnen und KirchmeisterInnen, verlassen konnte. Dennoch: Das Vorbereiten und Leiten der monatlichen Sitzungen, das Umsetzen der Beschlüsse, die umfangreichen Vertragsangelegenheiten in einer Kirchengemeinde, die Arbeitgeberin für mittlerweile ca. 100 Menschen ist, waren schon fordernd: „Der Vorsitzende vertritt die Gemeinde schließlich auch im Rechtsverkehr“, betont Wachter.
Bereits seit 2003 war Martin Wachter Mitglied des Presbyteriums und fast ebenso lange Synodaler. Wie er den Weg ins kirchliche Ehrenamt gefunden hat? „Ich habe den damaligen Pfarrer Arndt angesprochen, weil ich Material für meinen Religionsunterricht brauchte“, erinnert sich der Lehrer, der selbst aus einer Pfarrfamilie stammt, schmunzelnd an den darauffolgenden „Deal“: „Im Gegenzug musste ich die Konfi-Arbeit übernehmen und wurde dann im Presbyterium Nachfolger von Hans-Joachim Günther.“
In der Rückschau auf zwei Jahrzehnte im Leitungsgremium überwiegen für ihn die positiven Erinnerungen und Highlights: der Zusammenschluss zur Versöhnungs-Kirchengemeinde im Jahr 2007, der Bau des neuen Gemeindehauses, der Umbau der Kreuzkirche in Wiedenbrück, die Baumaßnahmen in den Kitas, Ordinationen, Neuzugänge und Verabschiedungen im Pfarrteam – Martin Wachter war es immer wichtig, alle Fluktuationen positiv zu begleiten. „An etwas ganz Negatives kann ich mich nicht erinnern, auch wenn uns die Entwidmung der Versöhnungskirche in Benteler seinerzeit ganz schön an die Nieren ging.“
Immer, und vor allem in herausfordernden Zeiten, hat sich Martin Wachter in der Gemeinschaft im Presbyterium und der Kirchengemeinde getragen gefühlt – auch ein Grund, weswegen er der Gemeinde weiterhin erhalten bleiben wird: In „seinem“ Heimatbezirk Langenberg wird er neue ehrenamtliche Aufgaben übernehmen und weiterhin Mitglied des Kreissynodalvorstands bleiben, dem er seit 2009 angehört.
Sein Wunsch für die Zukunft? „Privat freue ich mich darauf, wieder mehr Zeit mit meiner Frau Andrea zu verbringen“, sagt der Vater dreier erwachsener Kinder, „und unserer Gemeinde wünsche ich, dass kirchliches Leben in allen Bezirken erhalten bleibt und wir als Gemeinde den guten Weg des Zusammenwachsens wie in den letzten Jahren weiter beschreiten. Und meinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern wünsche ich ganz viel Freude und Kraft in ihrem Amt!“ (nup)