Liebe Leserinnen und Leser!
Gehen Sie gerne auf Friedhöfe? Vielleicht fällt Ihnen gerade der Gang schwer, weil sie um einen Menschen trauern. Der Schmerz ist noch ganz frisch. Oder es sind schon Jahre vergangen und die Trauer hat sich verwandelt in dankbare Erinnerung. Vielleicht haben Sie einen Friedhof in Ihrer Nähe, den Sie mehr wie einen Park wahrnehmen. Ein Ort der Ruhe und der Natur.
Ich gehe gerne auf Friedhöfe. Nicht nur beruflich, sondern auch im Urlaub, weil mich die Gestaltung interessiert. Die unterschiedlichen Grabsteine und die Lebensgeschichten, die darauf zum Ausdruck kommen. Ein Tod vor der Zeit. Ein Unglück. Oder ein langes erfülltes Leben.
Auf Soldatenfriedhöfen lassen sich in den langen Grabreihen der Kreuze die Schrecken des Krieges ermessen. So wie jetzt in der Ukraine und in Russland. So viele sinnlose Tode. In einer Welt voller Kreuze wächst unsere Sehnsucht nach Leben und Frieden.
Das Kreuz ist ein Zeichen des Todes. Das Kreuz ist ein Zeichen des Lebens. Das alte schmiedeeiserne Kreuz auf einem Friedhof am Starnberger See erzählt davon. Es ist ein Kreuz und gleichzeitig ein Zeichen der Hoffnung auf Auferstehung. Das Kreuz ist verziert mit Eichenlaub und kleinen roten Christrosen. Beides Symbole der Ewigkeit und der Hoffnung.
Zwei kleine Engel mit ihren Fanfaren erinnern an den Halleluja-Ruf am Ostermorgen: Christus ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. So wird das Kreuz zum Zeichen des Lebens über den Tod hinaus. „Holz auf Jesu Schulter, von der Welt verflucht, ward zum Baum des Lebens und bringt gute Frucht.“ Das Passionslied „Holz auf Jesu Schulter“ nimmt diesen Gedanken auf. Das Kreuz, das zum Lebensbaum wird.
In der Mitte des alten Grabkreuzes findet sich eine große Sonne. Die österliche Botschaft darauf lässt sich schwer entziffern: „Wenn der Tod unsere Augen schließt, werden wir in einem Lichte stehen, von dem unser Sonnenlicht nur der Schatten ist.“ (Arthur Schopenhauer)
So buchstabiert Gott seine Hoffnung in unser Leben.
Das erste Ostern lag im Schatten des Kreuzes.
Gott hat sich nicht rausgehalten aus Unglück und Leid.
Gott hat es in Jesus ausgehalten. In Jesus war Gott ganz unten.
Und wenn wir ganz unten sind, sind wir nicht allein.
Das ist die Botschaft von Karfreitag.
Gott hat Möglichkeiten, die über unser Leben hinausgehen. Das ist die Botschaft von Ostern.
Das alte Grabkreuz zeugt von der österlichen Hoffnung, dass unser irdisches Leiden und das Sterben nicht das letzte sind.
Wir gehen zu auf einen neuen Himmel und eine neue Erde, in der alle Tränen abgewischt sind. Denn der Tod ist besiegt. Das Leben endet nicht an den irdischen Grenzen. Das Leben wird durchstrahlt vom Licht der Liebe Gottes, von dem uns nichts mehr trennen kann.
Gesegnete Ostern
Pfarrer Frank Schneider
Superintendent des Ev. Kirchenkreises Gütersloh