Das Rückgrat der Gemeinde

Jubiläum: 100 Jahre „Evangelisch-kirchlicher Hülfsverein Senne I“

Feierten gemeinsam: Christel Reckmann, Pfarrer i. R. Hans-Martin Waltemath, Renate Sander, Pfarrerin Angelika Weigt-Blätgen, Hertha Abendroth, Hilke Westernacher, Marliese Waltemath, Ilse Rischmüller, Regina Hummel, Superintendent Frank Schneider, Brunhilde Rusch, Rosmarie Rüter und Pfarrerin Dorothee Seredszus (v.l.). Foto: Kerstin Jacobsen

Senne. „Deutschland wird wider seinen Willen zum Krieg gezwungen.“ So beginnt die Chronik der Frauenhilfe Christuskirche. Am 7. August 1914 von „Frau Fabrikbesitzer“ Ida Windel und Hilfsprediger Johannes Kuhlo gegründet, schloss sich die „Frauenhülfe zu Senne I“ mit zunächst 50 Frauen am 14. Februar 1915 als 3.000 Verein dem Evangelisch-kirchlichen Hülfsverein“ des Deutschen Reiches an. Den hatte Kaiserin Auguste Victoria 1899 ins Leben gerufen „zur Abhilfe von Krankheits- und Armutsnot durch die Frauen der Gemeinden“.

Das Jubiläum feierte die Emmaus-Kirchengemeinde mit einem großen Fest in der Christuskirche und im benachbarten Gemeindehaus. Im Gottesdienst erinnerten die Frauenhilfe-Leiterinnen an die Purpurhändlerin Lydia, die erste europäische Christin. Rosmarie Rüter: „Im Rückblick erkennen wir dankbar, dass es auch in unserer Frauenhilfe immer wieder Frauen gab, die bereit waren, aus dem Glauben heraus Verantwortung zu übernehmen – wie Lydia.“


Die Frauen der ersten Stunde „suchten Halt im Gebet“ und halfen ganz praktisch, etwa Soldaten an der Front wie im Lazarett mit selbstgestrickter Kleidung und Verbandszeug. Sie kümmerten sich um Witwen, und Waisen, holten sich von Referentinnen Tipps zur Ernährung, Haushaltsführung und Kindererziehung. In der Nazizeit, so Ilse Rischmüller, „war es mit Sockenstricken nicht mehr getan.“ Der Kirchenkampf forderte auch von den Frauen eine Entscheidung. Im Zweiten Weltkrieg kümmerten sie sich wieder um Verwundete, dazu kamen Bombenflüchtlinge und Vertriebene, die zu verköstigen waren.


Hilke Westernacher richtete den Blick in die Gegenwart: Die rund 50 Aktiven der beiden Frauenhilfekreise kommen nach wie vor zusammen, „um Gottes Wort zu hören, biblische Fragen zu erörtern, miteinander zu singen und gesellschaftliche Fragen zu diskutieren.“ Nach wie vor kommt die tätige Nächstenliebe nicht zu kurz: das Spektrum reicht von kreativen Tischdekorationen über Besuche bis hin zur Unterstützung indischer Patenkinder.


Wie wichtig die Frauenhilfe für das Gemeindeleben in der Senne ist, brachten zahlreiche Grußworte zum Ausdruck. „Ich habe die Frauenhilfe als Rückgrat der Gemeinde erlebt“, sagte Superintendent Frank Schneider. „Sie bringen Stärkung und Trost, die angenommen wird“, so Siglinde Weber vom Bezirksverband der Frauenhilfe. „Sie sind nicht wegzudenken aus unserer Gemeinde“, betonten Karl Heinz Ehlers und Petra Sperfeld im Namen des Presbyteriums. Dank, Anerkennung und gute Wünsche kamen auch von Pfarrer i.R. Hans-Martin Waltemath, der ehemaligen Leiterin Brunhilde Rusch, Helga Miele von den Landfrauen und Maria Löhr vom Pastoralverbund St. Elisabeth. Eine Urkunde des Stadtbezirks Senne überreichte Bezirksbürgermeister Gerhard Haupt dem „Verein mit Herz“. Und Pfarrerin Angelika Weigt-Blätgen vom Dachverband der Frauenhilfe in Soest brachte es auf den Punkt: „100 Jahre sind erst ein guter Anfang!“


Nach einer herzhaften Suppe gab es noch viel zu lachen: Kirchenkabarettistin Sabine Henke nahm mit scharfem Blick und spitzer Zunge allzu Menschliches aus dem Gemeindealltag ins Visier. Danach ließen die Gäste das Fest bei leckerem Kaffee und Kuchen ausklingen.

kj