Das Wetter ist nicht entscheidend

Ostergruß des Superintendenten Frank Schneider

Superintendent Frank Schneider


Liebe Leserinnen und Leser!

 

So richtig schönes Wetter werden wir an Ostern wohl nicht bekommen. Aber die Auferstehung Jesu, die wir an Ostern feiern, ist ja auch keine Schönwettergeschichte. Sondern sie trägt auch in stürmischen Zeiten, wo Menschen ganz unten sind.

 

„Den Schmerz eines verlorenen, engen Familienmitgliedes oder Freundes oder Freundin, den kann niemand, keine Macht der Welt den Menschen nehmen, wir können ihn nur teilen.“ So hat Schulministerin Sylvia Löhrmann ihr Mitempfinden angesichts des Flugzeugabsturzes in Frankreich ausgedrückt. So ist es. Als Pfarrer habe ich immer wieder Menschen ermutigt, den Trauernden nicht aus dem Weg zu gehen, sondern ihnen einfach zur Seite zu stehen mit offenen Herzen und Türen. Man muss ja nicht viel sagen, wenn die Worte fehlen. Einen warmen Eintopf der Familie vorbei bringen, denen ihre Mutter genommen wurde. Den Rasen für die verwitwete Nachbarin mähen, weil ihr die Kraft fehlt. Ja, es ist gut, wenn so viele Anteil nehmen, den Schmerz, die Wut, die Trauer teilen. Als Christen denken wir am Karfreitag daran, dass Gott unseren Schmerz in Jesus geteilt hat.

 

Das Kreuz ist brutal. Weil unsere Welt brutal ist. Auch Gott war ganz unten, hat unsere menschliche Einsamkeit und Trauer am Kreuz geteilt. Das ist nicht zu begreifen. Pfarrer Dietrich Bonhoeffer, der als Gegner des Nationalsozialismus vor 70 Jahren im Konzentrationslager hingerichtet wurde, sagt es so: „Christus ist nicht in die Welt gekommen, dass wir ihn begriffen, sondern dass wir uns an ihn klammern, dass wir uns einfach von ihm hinreißen lassen in das ungeheure Geschehen der Auferstehung.“

 

Wir klammern uns an Gott. Wir beten, klagen und weinen. Und Gott ruft uns ins Leben. Wir sind schon jetzt Teil seiner Liebe – und wir bleiben es, wenn wir gestorben sind. Diese hinreißende Hoffnung für unser Leben feiern wir an Ostern.

 

Und wenn dann die Sonne noch scheint, können wir uns freuen. Es ist aber nicht so wichtig.

 

Pfarrer Frank Schneider

Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Gütersloh