Den eigenen Rhythmus finden

Pfingsttradition: Christenrat Gütersloh feierte vielsprachigen Gottesdienst der Nationen

Einen ökumenischen „Gottesdienst der Nationen“ feierte der Christenrat Gütersloh mit vielen Gläubigen in der syrisch-orthodoxen Kirche St. Lukas. Foto: Kerstin Jacobsen

Gütersloh. Einen ökumenischen „Gottesdienst der Nationen“ feierte der Christenrat Gütersloh am Abend des vergangenen Pfingstmontags in der syrisch-orthodoxen Kirche St. Lukas. Gut 140 Gläubige begingen unter der Überschrift „All in one rythm?“ – eine Abwandlung des Mottos der nahen Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien - das Geburtsfest der Kirche.

 

„Seit 1972 feiern in Gütersloh Menschen verschiedener Konfessionen und Nationen zusammen am Pfingstmontag“, so Erika Engelbrecht. Die Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh erinnerte an Elisabeth Käsemann. Die deutsche Studentin wurde 1977 in Argentinien zu Tode gefoltert, da sich im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 1978 weder das deutsche Außenministerium noch der deutsche Fußballbund für ihre Befreiung einsetzte. „Das geht mir bis heute sehr nahe“, so Engelbrecht.

 

„Die Tempel dieser Zeit sind für viele Menschen die großen Fußballstadien“, sagte Pfarrer Volker Walle (Evangelische Kirchengemeinde Friedrichsdorf) in seiner Predigt. Das Motto der Weltmeisterschaft „All in one rythm“ sei ein „vorgegaukelter Traum“. Denn „schon im Vorfeld wird mit dem WM-Ball unfair gespielt.“ Große Konzerne verdienten Milliarden, während den Arbeitern, welche die Stadien errichteten, faire Löhne vorenthalten würden. „Wir Christen sind aufgerufen, gegen dieses Unrecht zu protestieren!“ Gott zwinge die Menschen nicht alle in denselben Rhythmus, sondern führe sie zur Einheit in Vielfalt zusammen: „So lässt Gottes Geist uns unseren eigenen Rhythmus finden.“

 

Besonderes Element jedes Gottesdienstes der Nationen ist die Vielsprachigkeit: Die Schriftlesungen hörte die Festgemeinde in den biblischen „Originalsprachen“ Hebräisch, Griechisch und Aramäisch, dazu kamen Englisch, Französisch, Italienisch, Lettisch, Persisch, Suaheli, Syrisch sowie eine der vielen in Ghana gesprochenen Sprachen.

 

Der Chor der Apostelkirche trug mehrere Lieder vor, den Gemeindegesang unterstützte der katholische Organist Christian Ortkras. Auf Aramäisch – der Sprache Jesu - sang der Chor der syrisch-orthodoxen Gemeinde St. Lukas das Vaterunser. Und in harmonischer Vielstimmigkeit sang die ganze Festgemeinde zusammen den Kanon „Der Himmel geht über allen auf“.

 

Ein Höhepunkt der Feier war die Segnung des Brotes, das Frauen der Gemeinde St. Lukas gebacken hatten. Es wurde beim anschließenden Beisammensein gemeinsam verzehrt. Auch Menschen in der Not wurden nicht vergessen. 600,76 Euro legten die Anwesenden in der Kollekte für syrische Flüchtlinge zusammen.

kj