Westfalen/Gütersloh. Der westfälische Kirchenrat Gerhard Duncker hat am vergangenen Freitag (15. Juni) in Gütersloh die höchste Auszeichung der Syrisch-Orthodoxen Kirche erhalten. Den Orden „Sankt Ephräm der Syrer“ überreichten ihm die Erzbischöfe Gregorios Yohanna Ibrahim, Metropolit von Aleppo, Julius Dr. Hanna Aydin als Oberhaupt der Syrisch-Orthodoxen Christen in Deutschland sowie Polycarpus Dr. Augin Aydin aus den Niederlanden im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes mit anschließender Feierstunde in der Syrisch-Orthodoxen Kirchengemeinde St. Maria.
Gerhard Duncker ist in der Evangelischen Kirche von Westfalen für die Beziehungen zu den Christen im Orient verantwortlich. Unter anderem war der 60-Jährige neun Jahre Pfarrer der Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in der Türkei. Mit der Auszeichnung würdigt das Oberhaupt der weltweiten Kirche, Patriarch Mor Ignatius Zakka I. Iwas in Damaskus, das Engagement des evangelischen Theologen für die syrisch-orthodoxen Christen in Syrien, der Türkei und Deutschland.
Er sei „hocherfreut und stolz“, Duncker diese besondere Auszeichnung aushändigen zu können, erklärte Erzbischof Gregorios Yohanna Ibrahim beim Festakt. „Sie ist ein Zeichen der christlichen Werte, die uns verbinden“, sagte der syrische Geistliche, der in seiner auf Aramäisch gehaltenen Ansprache die Bedeutung der Ökumene hervorhob. Die verschiedenen Glaubensrichtungen mit ihren individuellen Besonderheiten könnten sich gegenseitig inspirieren. Angesichts der äußerst schwierigen politischen Lage in Syrien rief der Erzbischof dazu auf, Frieden zu stiften und sich für die Menschen im Land einzusetzen. „Beten Sie für uns. Lassen Sie uns wissen, dass Sie hinter uns stehen!“ Dadurch könnten die Menschen in Syrien Mut schöpfen.
Es sei ihm eine große Freude, Gerhard Duncker die Auszeichnung auszuhändigen, machte Erzbischof Julius Dr. Hanna Aydin aus Warburg deutlich. Der evangelische Theologe habe sich unermüdlich für die Christen in der Türkei und Syrien eingesetzt und unzähligen notleidenden Menschen geholfen. „Die Verleihung ist eine Ehre für beide Seiten“, sagte er. Bischof Polycarpus Dr. Augin Aydin aus den Niederlanden würdigte die Verdienste und die Solidarität, die Gerhard Duncker bei seiner Arbeit gelebt habe. „Das macht ihn zu einem exzellenten Kandidaten für den Orden ‚Sankt Ephräm der Syrer‘“, betonte der Geistliche, der in seiner Ansprache auch auf den Namensgeber der Auszeichnung zu sprechen kam: Der Heilige Sankt Ephräm der Syrer (306 bis 373) gilt als einer der größten Theologen der syrischen Kirche. Mit seiner religiösen Dichtkunst prägte er die syrisch-aramäische Literatur.
Auch Christa Kronshage, Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Westfalen, gratulierte Duncker. „Wenn ein Glied der kirchlichen Gemeinschaft gewürdigt wird, freuen sich alle anderen mit.“ Der Theologe habe sich stark gemacht für die Rechte der Christen in der Türkei und Syrien und viel Herzblut in seine Arbeit gesteckt. Es sei wichtig, dies zu würdigen und wertzuschätzen. Musikalisch begleitet wurde der Festakt von Chorgruppen, die Hymnen des Heiligen Sankt Ephräm der Syrer zu Gehör brachten. Mit einem gemeinsamen Abendessen klangen die Feierlichkeiten aus.
Nach dem am Freitag ebenfalls anwesenden Präses i.R. Dr. Hans-Martin Linnemann ist Kirchenrat Duncker der zweite westfälische Theologe, der die Auszeichnung erhält. Die Syrisch-Orthodoxe Kirche führt sich auf die 37 nach Christus gegründete Gemeinde von Antiochien (heute Antakya/Türkei) zurück und bewahrt bis heute die Muttersprache von Jesus, das Aramäische. Zu ihr bekennen sich weltweit sechs Millionen Gläubige, in Deutschland leben 85.000 in etwa 50 Gemeinden.
Tobias Schneider