Eine Ära geht zu Ende

Gütersloh: Günter Eckhardt war 76 Jahre im Evangelischen Posaunenchor Stadtmitte aktiv

Günter Eckhardt mit seiner geliebten Trompete. Foto: Kerstin Jacobsen

Gütersloh. Das ist rekordverdächtig: Seit 76 Jahren ist Tischlermeister Günter Eckhardt im Evangelischen Posaunenchor Stadtmitte aktiv. Sei Instrument ist die Trompete, im Chor spielt er die Alt-Stimme. Aus gesundheitlichen Gründen hat er sich jetzt jedoch entschlossen, die Chorarbeit zu beenden.

 

Der heute 86-Jährige stammt aus Herne und kam im Februar 1938 nach Gütersloh. Schon bald engagierte er sich in der Evangelischen Jungschar. Diakon Walter Ulbrich führte den Zehnjährigen damals an das Trompetenspiel heran. „Viele der Älteren wurden im Krieg eingezogen“, blickt Eckhardt zurück. „Immer wieder gab es kurzzeitige Vertretungen in der Chorleitung.“ An mindestens 12 Chorleiter in den 76 Jahren kann sich Günter Eckhardt erinnern. Tief in sein Gedächtnis gegraben hat sich das Bild der zerstörten Apostelkirche nach dem Luftangriff im November 1944. „Die Trümmer waren in eine Staubwolke gehüllt, das sehe ich heute noch vor mir.“

 

In seiner Zeit im Posaunenchor, so hat es sein Bläserkollege Reinhard Kornfeld ausgerechnet, habe Eckhardt mit insgesamt gut zwei Tonnen Atemluft unglaubliche 20 Millionen Noten in Töne umgesetzt. Am stärksten gefragt sind die Bläser traditionsgemäß in der Advents- und Weihnachtszeit. Die sei für sie früher noch anstrengender gewesen als heute, so Eckhardt. „Da mussten wir jeden Sonntag ran, dazu kamen die Weihnachtsgottesdienste und das Turmblasen am Silvesterabend. Da haben unsere Frauen einiges mitmachen müssen.“ Er hat es immer gern getan. „Ihr habt ja auch den alten Leuten beim Geburtstagsständchen so viel Freude gebracht“, sagt seine Frau Brunhilde Der Chefarzt des Evangelischen Krankenhauses (heute: Herrmann-Geibel-Haus) habe seine Visite auf die Zeit nach dem Besuch der Bläser verlegt, erzählt sie. Dann seien die Patienten aufgeschlossener gewesen. Jetzt aber freut sich Brunhilde Eckhardt, mehr Zeit mit ihrem Mann zu haben.

 

Zum Abschied erfüllt der Posaunenchor Eckhardt einen bescheidenen Herzenswunsch: Als Geschenk hat er sich jene altgediente Trompete erbeten, die er so viele Jahre gespielt hat. Denn er will das geliebte Instrument dann und wann noch zuhause erklingen lassen.

 

Einmal noch kann man Walter Eckhardt mit dem Posaunenchor erleben: Am Heiligen Abend (Mittwoch, 24. Dezember) spielt er während der Christvesper um 17 Uhr in der Martin-Luther-Kirche.
kj