Wir stehen als Kirchen vor gemeinsamen Herausforderungen: Wir haben zu viele Gebäude. Wir haben zu wenig Seelsorger:innen, immer weniger Gottesdienstbesucher:innen und auch weniger Aktive in den Gruppen und Kreisen. Wir haben immer weniger Finanzmittel. Wir werden kleiner, demografische Entwicklung, Kirchenaustritte, …
Wir, Evangelische Kirchengemeinde und Pfarrei St. Johannes in Oelde, haben das Gespräch miteinander gesucht im Wissen, dass weitreichende Entscheidungen anstehen. Zunehmend merkten wir: Die Zeit ist reif. Die Zeit ist jetzt. Lasst uns, mutig sein und machen und gemeinsam an einer ökumenischen Zukunft für Oelde denken. Bewährtes wollen wir dabei bewahren für die, die es brauchen, aber auch neue Formen finden für die, die in unseren Kirchen noch keine Heimat haben.
Es war ein Bild, dass im Lauf der Gespräche immer mehr an Gestalt gewann, das Bild einer großen ökumenischen Wohngemeinschaft. „Was wäre, wenn wir alle zusammenziehen?“, haben wir uns gefragt.
In einer WG gibt es Räume, die gemeinschaftlich genutzt werden: Die Küche, das Bad, das gemeinsame Wohnzimmer. Man macht dort Dinge zusammen, man begegnet sich, tauscht sich aus, plant zusammen. In einer WG hat aber auch jeder seinen eigenen Privatbereich
Das könnte doch für uns als Kirchengemeinden ganz ähnlich sein. Man muss sich das mal vorstellen: In unserer Wohngemeinschaft gäbe es Räume und Zeiten, die wir gemeinschaftlich nutzen würden: Die Kirchen und Pfarrheime/Gemeindehäuser/Gemeindezentren, wie immer wir sie nennen wollen. In unserer WG würden wir Dinge zusammenmachen und einander begegnen. Gemeinsam wären wir stärker als allein. Es behielte aber auch jeder seinen eigenen Privatbereich: Seine Gottesdienste, bestimmte Dinge, die ihm wichtig sind. Wir würden nicht eins, wären aber auch nicht mehr zwei.
Und wenn man das mal weiterdenkt? Wir haben es weitergedacht.
Eine Arbeitsgruppe aus Vertreter:innen von Presbyterium, Kirchenvorstand und Pfarreirat hat dieses Bild konkretisiert und weiterentwickelt. Die Gremien haben darüber beraten und nun beschlossen, sich das Bild einer ökumenischen Wohngemeinschaft als Zukunftsvision für eine gemeinsame kirchliche Präsenz in Oelde und den Ortsteilen zu eigen zu machen und diesen Weg mit miteinander zu gehen.
Daraus ergeben sich folgende Eckpunkte:
• ein ökumenisches Gemeindezentrum an der Oberen Bredenstiege
Aus dem Dietrich Bonhoeffer Haus wird ein ökumenisches Gemeindezentrum. Bei der anstehenden Sanierung werden die Bedarfe für die gemeinsame Nutzung berücksichtigt.
• ein ökumenisches Kirchenbüro
Am Carl-Haver-Platz entsteht in den Räumen des derzeitigen Bürogebäudes und der bisherigen katholischen Bücherei ein ökumenisches Kirchenbüro, in dem alle kirchlichen Büros (evangelisch und katholisch) aus der Kernstadt zusammengefasst werden.
• ein kirchliches Beratungszentrum
Das alte Pastorat an der Paulsburg wird den kirchlichen Beratungsstellen beider Konfessionen als gemeinsames Beratungszentrum angeboten.
• wechselseitige Nutzung von Stadtkirche und St. Johannes
Beide Innenstadtkirchen bleiben konfessionelle Kirchen, werden aber zugleich selbstverständlicher wechselseitig genutzt. Entscheidend ist: Welche Kirche ist für welchen Gottesdienst/welche Veranstaltung geeigneter?
• ein ökumenisches Gemeindezentrum mit gemeinsamer Kirche am Wibbelt-Carré
Im Oelder Norden entsteht etwas Neues: ein ökumenisches Gemeindezentrum im direkten Anschluss an das Wibbelt-Carré. Dazu gehören Gemeinderäume und Kirche, die man gemeinsam nutzt. Die Kirche wird zu einem modernen, flexibel nutzbaren Gotteshaus umgebaut. Dafür gibt die Evangelische Kirchengemeinde die Friedenskirche inklusive angrenzendem Gemeindehaus und Pfarrhaus auf.
• kirchliche Präsenz in den Ortsteilen Stromberg, Sünninghausen und Lette
In den Ortsteilen Stromberg, Sünninghausen und Lette bleiben wir als Kirchen präsent. Die Evangelische Kirchengemeinde gibt die Christuskirche in Stromberg auf. Die verbleibenden katholischen Kirchen und Häuser bieten ausreichend Möglichkeiten für kirchliches Leben beider Konfessionen.
Die Detailfragen werden im Sinne dieser Absichtserklärung bearbeitet und die einzelnen Projekte weiter konkretisiert. Sie werden mit der Landeskirche und dem Bistum abgestimmt.
Für einzelne Projekte werden im Prozess zusätzliche Arbeitsgruppen eingesetzt, in denen die jeweils direkt Betroffenen beteiligt werden.
Das von der Steuerungsgruppe erarbeitete Papier "Und wenn wir alle zusammenziehen", das der Absichtserklärung zugrundeliegt, finden Sie hier.
Gerade haben die Bistümer und Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen einen gemeinsamen Praxisleitfaden mit dem Titel „Und wenn wir alle zusammenziehen“ herausgegeben. Sie empfehlen den Kirchengemeinden vor Ort, sich gemeinsam den Herausforderungen unserer Zeit zu stellen. Den Praxisleitfaden finden Sie hier.
Oekumenische-Nutzung-Kirchen-Gemeindehaeuser-Praxisleitfaden-web.pdf (evangelisch-in-westfalen.de)
Am Dienstag, 9. Mai, laden wir als Evangelische Kirchengemeinde um 19.30 Uhr ins Dietrich Bonhoeffer Haus zu einer Gemeindeversammlung ein.