Eine Roboterdame, die sprechen und spielen kann

Pilotprojekt zum Sprachunterricht an der Kita „Unterm Regenbogen“

Roboter Nao begrüßt Theo zum Englischunterricht.

Roboter Nao begrüßt Theo zum Englischunterricht.

Johanna Rogalla, Kirsten Bergmann, Lara Milsmann und Isabelle Bendrich bringen Nao zu den Kindern. Fotos: fra

Johanna Rogalla, Kirsten Bergmann, Lara Milsmann und Isabelle Bendrich bringen Nao zu den Kindern. Fotos: fra

SENNE – „Hallo, ich heiße Nao. Und wer bist du?“ Der kleine weiß-rote Roboter hat sich aufgerichtet und sieht das Kind direkt an. Innerhalb weniger Sekunden ist der fünfjährige Theo von dem sprechenden Spielzeug ganz in den Bann gezogen und kommuniziert, als säße ein Mensch vor ihm. Ähnlich fasziniert reagieren alle Kinder der Kindertageseinrichtung „Unterm Regenbogen“ in Bielefeld-Senne, wenn sie dem Roboter begegnen. Im Hintergrund beobachten Johanna Rogalla, Leiterin der Einrichtung, und drei Frauen der Universität Bielefeld die Interaktion zwischen den Kindern und dem Roboter.

Nao ist darauf programmiert, mit den Kindern englisch zu lernen – und das auf spielerische Art und Weise und in kleinen Schritten. Noch steckt das Projekt in den Kinderschuhen und in der Testphase. Ein großes Ziel ist es, mit Hilfe von ähnlichen Robotern Menschen mit Migrationshintergrund beim deutsch lernen zu unterstützen.

Professor Dr. Stefan Kopp von der Technischen Fakultät, Excellence Center Citec der Universität Bielefeld, ist der Kopf des Forschungsteams, das die Wirksamkeit und den Nutzen des kleinen Roboters testet. Professor Kopp hat Johanna Rogalla um Unterstützung gebeten in dieser frühen Testphase, weil er als Vater eines der Kita-Kinder die Einrichtung und die Einrichtungsleitung gut kennt. „Er konnte sich unsere Zusammenarbeit gut vorstellen“, berichtet Leiterin Rogalla, die immer offen für Neues ist. Sie hat offensichtlich große Freude an dem Projekt.

„In dieser Testphase üben wir mit Muttersprachlern, wie der Roboter wirkt und was sein Unterricht bewirkt“, beschreibt Dipl.-Ing. Kirsten Bergmann, Mitarbeiterin von Professor Kopp und Koordinatorin in Bielefeld, den Standort des Forschungsprojektes. Zusammen mit zwei Studentinnen, die ihre Masterarbeit über dieses europaweite Projekt schreiben, betreut sie die Teilnehmenden vor Ort. Begonnen hat das Projekt im Januar 2016 und wird im Dezember 2018 enden. Finanziert wird es aus Mitteln der EU. Insgesamt, so Bergmann, sollen in Ostwestfalen drei Kindertageseinrichtungen und 150 Kinder verschiedener Nationen mitmachen. Neben „Unterm Regenbogen“ engagiert sich eine Kita aus Herford, in der etwa 20 Nationen zusammenkommen. Die Kinder dort sprechen neben deutsch unter anderem russisch, polnisch, türkische, albanisch oder bosnisch. „In dieser ersten Testphase gucken wir aber danach, dass die Muttersprache der Kinder deutsch ist“, erläutert Kirsten Bergmann.

„Dass der Roboter sprechen kann“, fasziniert die Kinder, das sind sich Emma, Jonathan und Luzi einig. „Und das er so lustige Bewegungen macht.“ Der Sprachunterricht, den Nao gibt, konzentriert sich zurzeit auf einzelne Wörter. Ähnlich wie beim Memory-Spiel müssen sie Wörter und Bilder miteinander verbinden. Die Kinder lernen zum Beispiel horse (Pferd), monkey (Affe) und chicken (Huhn), sehen Bilder von diesen Tieren  und denken sich zusammen mit Nao eine für das Tier typische Bewegung aus. Dabei sind sie unterschiedlich kreativ, haben aber offensichtlich viel Spaß, über Sprache und ein Tablet-Rechner mit Nao zu kommunizieren.  

Sieht die Leiterin der Kita oder eine der wissenschaftlichen Betreuerinnen, Lara Milsmann oder Isabelle Bendrich, die Gefahr, dass der Roboter den Menschen insgesamt ersetzen wird. Die Wissenschaftlerinnen erleben während der zehn bis 15 Minuten Interaktion zwischen Kindern und Nao immer wieder, dass der Roboter Defizite hat, wie schwerfällige Armbewegungen oder fehlende Mimik. „Nein“, betont auch Johanna Rogalla, „Menschen sind beim Lernen und in der Betreuung für Kinder unersetzbar“. Nur der Mensch könne emotional reagieren oder auf die Gefühle der Kinder angemessen eingehen, sagt sie. Aber, da Kinder spielerisch lernen, sei die kleine Nao ein angemessenes Hilfsmittel, ist sich die Erzieherin sicher. Außerdem falle den Kindern der Abschied von Nao regelmäßig leicht. „Ich bin jetzt müde und muss mich ausruhen. Vielleicht sehen wir uns mal wieder“, sind die Abschiedsworte der Roboterdame, bevor sie in sich zusammen sinkt. Ein Augenblinzeln und die Kinder lassen ihren Blick wieder durch den Raum schweifen. „Hat es Spaß gemacht?“, fragt Isabelle Bendrich. „Das war voll gut“, sagt Jonathan und rennt aus dem Raum, um den Freunden vom Unterricht zu erzählen. (fra)