Endlich klug werden!

Fukushima-Katastrophe: Gedenken zum vierten Jahrestag in Gütersloh

Erinnerten an Fukushima: Barbara Kammertöns, Dr. Gunnar Waesch, Dieter Goecke, Jan Elliger und Pfarrerin Erika Engelbrecht (von links). Foto: Kerstin Jacobsen

Gütersloh. Rund 40 Menschen kamen zum vierten Jahrestag der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima zu einer Andacht in der Martin-Luther-Kirche zusammen. An der anschließenden Mahnwache auf dem Berliner Platz nahmen rund 60 Personen teil. Aufgerufen hatten gemeinsam mit dem Evangelischen Kirchenkreis und der Evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh verschiedene Verbände, Initiativen und Parteien.

Die Liturgie der Andacht gestaltete Pfarrerin Erika Engelbrecht gemeinsam mit Jan Elliger (Umweltteam Süd Kirchengemeinde Gütersloh), Dieter Goecke (gemeindlicher Umweltbeauftragter) und Dr. Gunnar Waesch (kreiskirchlicher Umweltreferent). Den Gemeindegesang begleitete Barbara Kammertöns an der Orgel.


Jan Elliger rief die Geschehnisse in Fukushima von dem Reaktorunfall bis heute ins Gedächtnis. So seien in der Folge fast 90 Kinder der Region an Kehlkopfkrebs erkrankt. Die großen Mengen des benötigten Kühlwassers seien so verseucht, dass sie in riesigen Wassertanks gelagert würden. Nach der Katastrophe wurden 2011 zwar alle Atomkraftwerke in Japan abgeschaltet, aber: „In diesem Jahr sollen die ersten wieder hochgefahren werden.“ Im Gespräch erläuterte Jan Elliger, Dieter Goecke und Gunnar Waesch, wie die Kirchengemeinde Gütersloh Energie spart. Die Anwesenden riefen sie auf, in der Fastenzeit auf Dinge und Aktivitäten zu verzichten, die viel Energie verbrauchen. Den Gedanken nahm Pfarrerin Engelbrecht auf: Die christliche Tradition des Fastens sei ein guter Weg, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und zu erfahren: „Es ist genug für alle da.“


Engelbrecht würdigte Kanzlerin Angela Merkel, die beim Staatsbesuch in Japan für den Atomausstieg warb. „Wir wollen ihr schreiben und sie ermutigen.“ Merkel solle sich dagegen einsetzen, dass in England mit Förderung der Europäischen Union ein neues Atomkraftwerk gebaut wird. „Wir müssen endlich klug werden!“, so Engelbrecht. „Keinen weiteren Ausbau der Atomkraft zulassen, das ist klug.“


Im Anschluss gedachten die Anwesenden der schweren Störfälle und Reaktorkatastrophen von Chalk River (Kanada 1952) über Harrisburg (USA 1979) und Tschernobyl (Ukraine 1986) bis Fukushima (Japan 2011) und entzündeten Kerzen für die Opfer.


Viele der Gottesdienstbesucher unterschrieben den Brief an Kanzlerin Merkel und steckten die bereitgelegte Broschüre „So viel du brauchst“ mit Tipps zum Fasten für den Klimaschutz ein. Etliche nahmen noch an der Mahnwache teil, die Kurt Gramlich von der Bürgerinitiative Energiewende moderierte.

kj