Kirchenkreis. Acht Wochen lang hatte Gerlinde Halama einen ständigen Begleiter. Im Rahmen eines Praktikums begleitete Sebastian Funke die Fachreferentin für Kindertagesstätten im Evangelischen Kirchenkreis Gütersloh zu etlichen Terminen: Dazu gehörten Besprechungen mit Leitungen und Trägern von Kindergärten ebenso wie Fortbildungen für Erzieherinnen und Beratungen mit Jugendämtern.
Natürlich hospitierte der 28-jährige Student auch in Kindertagesstätten. „Fernab jeder Romantik ist es großartig, mit den Kindern zu arbeiten“, schwärmt er. „Sie sind offen und neugierig und versprühen eine Energie, die mich als Erwachsenen sehr fordert und manchmal auch überfordert.“ Den Erzieherinnen zollt er Anerkennung: „Ich habe einen Riesenrespekt vor ihnen, weil sie in meinen Augen Großes leisten, voller Qualität und Engagement. Schade, dass ihr Einsatz nicht mehr gewürdigt wird.“
Nach Abitur und Zivildienst hatte Sebastian Funke zunächst ein Studium der Philosophie und Geschichte begonnen. Mittlerweile studiert er im siebten Semester Erziehungswissenschaften und Soziologie an der Universität Bielefeld. „In diesem Bereich fühle ich mich wohl und kann meine Kompetenzen und Interessen einbringen.“ Das Praktikum braucht der 28-jährige für seinen Bachelor-Abschluss. An den will er noch ein Masterstudium dranhängen und sich dabei auf Geschlechterforschung spezialisieren.
Material genug für manche Untersuchung boten die vergangenen Wochen. Denn Männer sind in den meisten Kindertagesstätten noch eine Ausnahme. „Dabei ist es wichtig für die Kinder, auch männliche Erzieher zu erleben“, so Gerlinde Halama. Die sorgten in einer Einrichtung für eine spürbar andere Atmosphäre.
„Es ist gar nicht so einfach, die komplexen Strukturen in Kirche, Kommune und Kreis zu durchschauen“, resümiert Sebastian Funke. „Dabei habe ich sehr von Gerlindes Erfahrungsschatz profitiert – das bereichert mich sehr.“ Auch Gerlinde Halama zieht eine positive Bilanz: „Im Gespräch mit Sebastian sehe ich meine Arbeit praktisch von außen, dadurch erweitert sich meine Perspektive.“ Die Fachreferentin kann sich gut vorstellen, weitere studentische Praktikanten auszubilden. „Vom Kontakt mit der Universität profitieren beide Seiten. Die Theorie wird praktisch geerdet, und unsere Kindertagesstätten bleiben in Kontakt mit der Lehre.“
kj