Ummeln. Eine Gruppe Jugendlicher sitzt in einem Raum, umgeben von fünf Bildschirmen. „Mehr als 50 Prozent des weltweit produzierten Getreides werden zur Tiermast und für Biosprit verbraucht“, tönt eine Stimme vom Band. „Zugleich bleibt eine Milliarde Menschen hungrig.“ Bunte Werbebildchen flackern, Stimmen kreischen: „Mehr! Mehr! Billiger! Billiger!“ Auf einem Bildschirm ist ein ausgemergelter Mann zu sehen. Er weint verzweifelt.
Seit einer Woche ist die interaktive Ausstellung „Mission: Klima retten!“ im Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde Ummeln zu Gast. Rund 120 junge Menschen – vorwiegend Schüler- und Konfirmandengruppen - haben sie bislang gesehen. Eine Gruppe von Koch-Auszubildenden ist eigens aus Hagen angereist. Nach der Video-Installation blickt Birgit Klein in betroffene Gesichter. „Uns geht es nicht um Schuldzuweisungen“, betont die Medienpädagogin. „Wir wollen aufmerksam machen auf Klimakiller und darauf, was jeder von euch im Alltag für den Klimaschutz tun kann.“
Birgit Klein hat die Ausstellung mitentwickelt. Die Mitarbeiterin der Evangelischen Jugend Dortmund begleitet die 18- bis 19-Jährigen, die sichtlich ins Grübeln geraten sind. Chris hat sich bislang „eigentlich noch keine Gedanken über Klimawandel und so gemacht.“ Was das mit ihm und seiner Ausbildung zu tun hat, ist dem jungen Mann noch nicht recht klar. Jetzt wälzen er und seine Mitschüler des Käthe-Kollwitz-Berufskollegs Hagen Rezepte. Sie überlegen, wie sie ein klimafreundliches Menü zusammenstellen können. Also keine Tropenfrüchte, keine Erdbeeren im Winter, möglichst wenig Fleisch, eher regionales Gemüse der Saison. Lecker soll es trotzdem sein, dazu preiswert und gesund. Anreiz: Die besten Rezepte werden später in einem Kochbuch veröffentlicht.
Birgit Klein ist wichtig: „Wir wollen nicht nur informieren, sondern aktivieren.“ „Und das funktioniert auch“, ergänzt Oliver Schwarz. Der Leiter des HOT-Ummeln hat schon einige Gruppen durch die Ausstellung begleitet. Dank Unterstützung des Umweltamts der Stadt Bielefeld konnte auch eine Honorarkraft bezahlt werden.
„Oft haben sich Jugendliche kleine Selbstverpflichtungen auferlegt“, erzählt Schwarz. „Sie verzichten einmal in der Woche auf Fleisch, kaufen auch im Second-Hand-Laden oder schalten ihre Elektrogeräte aus anstatt auf Standby.“ Um solche kleinen Schritte geht es der Klimakampagne. So formuliert ein Mädchen: „Es ist unsere Welt. Wir kümmern uns darum.“
Am Mittwoch, 31. Oktober, ist noch einmal Gelegenheit, „Mission: Klima retten!“ zu erleben: Um 17 Uhr gibt es für alle – auch erwachsene - Interessierten eine kostenlose Gruppenführung im Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde Ummeln (Queller Straße 189).
kj
Hintergrund: Klimakampagne „Mission: Klima retten!“
Die Ausstellung „Mission: Klima retten!“ ist Teil der 2011 gestarteten Klimakampagne der Evangelischen Kirche von Westfalen. Im Sommer 2011 trafen sich beim Internationalen Klimacamp der Evangelischen Jugend Dortmund Jugendliche aus Irland, Italien, Sambia, Sri Lanka und Deutschland. Hier wurde die Idee einer Ausstellung von und für Jugendliche zum Thema Klimaschutz und Klimagerechtigkeit geboren. Sie will motivieren, sich für Klima- und Umweltschutz einzusetzen – im persönlichen Umfeld, der Kirchengemeinde, der Kommune und in der Gesellschaft. Die Botschaft: Jede und jeder kann etwas beitragen, die Herausforderung Klimawandel zu bewältigen.
Zur Ausstellung gehören unter anderem großflächige Collagen zu Konsum und Umweltverschmutzung, das Hörspiel „Eine kleine Geschichte vom Klimawandel oder das Märchen vom Wohlstand“ und eine spannende Videoinstallation für fünf Monitore. Herzstück ist die Eco-City: An acht verschiedenen Stationen wie Bistro, Boutique oder Reisebüro können die jugendlichen Besucher ihren eigenen Lebensstil auf den Prüfstand stellen und klimafreundliche Alternativen entwickeln. So entsteht die Ausstellung mit jeder Besuchergruppe neu und ist jedes Mal anders.
Im Rahmen der Klimakampagne der Evangelischen Landeskirche reist die Ausstellung derzeit durch ganz Westfalen. Sie war bereits in Dortmund, Hamm und Tecklenburg zu sehen. Nächste Station ist Schloß Holte-Stukenbrock. Dort wird „Mission: Klima retten!“ vom 4. bis 16. November ist die Ausstellung im evangelischen Jugendhaus (Gartenweg 9) gezeigt.
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