Feiert die Auferstehung!

Bibeldorf Rietberg: Passionsspiel um den Prozess Jesu berührt rund 300 Menschen

Nach seiner Verurteilung durch Pontius Pilatus (Werner Linke) wird Jesus (Oliver Kofort) abgeführt. Foto: Kerstin Jacobsen

Rietberg. „Jesus ist auferstanden!“, rief Maria. „Geht jetzt in die Welt hinaus und sagt es allen weiter: Jesus ist auferstanden! Feiert die Auferstehung!“

Bei einem Passionsspiel im Bibeldorf Rietberg erlebten rund 300 Menschen am Karfreitag erstmals den Prozess Jesu. Rund 80 Darsteller vom Vorschulkind bis zur Großmutter sorgten dafür, dass die Besucher der drei Inszenierungen keine unbeteiligten Zuschauer blieben, sondern hautnah ins Geschehen einbezogen waren. In der Synagoge erlebten sie, wie der Hohe Rat Rates (Arne Brüning, Georg Horstkemper, Norbert Kleinegrauthoff, Dietmar Mückshoff und Dietrich Fricke) über Jesus diskutiert. Das Volk habe die römische Fremdherrschaft satt, sehnte sich einem zweiten Mose.


Ob dieser Jesus der lang ersehnte Befreier sein könnte? Den Pharisäer Nikodemus zumindest hat er sehr beeindruckt. Doch „er verkehrt mit Wegelagerern, Zöllnern und Prostituierten“, weiß Simon. Und überhaupt sei er bereits verhaftet und werde gleich vor Pilatus des Hochverrats angeklagt: „Der kleinste Verdacht genügt, seit der Niederlage der Römer im Teutoburger Wald wird jeder Aufstand gnadenlos niedergeknüppelt!“

Gemeinsam mit den Mitgliedern des Hohen Rats brechen die Gäste auf in Richtung Basilika. Beim Gang durch das Bibeldorf treffen sie auf die „Dorfbewohner“. Die lassen ihre Werkzeuge und Kochfeuer im Stich und schließen sich dem Zug an. In der Basilika bahnt die römische Eskorte Pontius Pilatus (Werner Linke) einen Weg durch die aufgeregte Menge. Die Mitglieder des Hohen Rats verklagen erst eine Wahrsagerin (Christel Linke-Rauscher), dann den mehrfachen Mörder Barabbas (Manfred Klammer): Pilatus verurteilt beide zum Tod am Kreuz. An Jesus (Oliver Kofort) vermag er keine Schuld zu finden. Die Ankläger jedoch setzen Pilatus unter Druck: „Er verbietet dem Volk, Steuern zu zahlen. Was wird Kaiser Tiberius dazu sagen?“ Da besinnt Pilatus sich auf den Brauch, zum Passafest einen Gefangenen zu begnadigen. Barrabas‘ Anhänger entscheiden die Wahl lautstark für sich.

„Und was mache ich mit Jesus?“, fragt Pilatus. Für einen endlos scheinenden Moment herrscht beklemmende Stille. Dann reckt eine Frau die Faust und ruft: „Kreuzige ihn!“, ein wütender Tumult bricht los. „Ja, ans Kreuz mit ihm! Kreuzige ihn!“ Viele der Anwesenden sind sichtlich betroffen, Ein kleines Kind beginnt zu weinen und lässt sich lange nicht beruhigen. Jesus wird abgeführt. Ein römischer Hauptmann (Roland Bohne) berichtet vom weiteren Geschehen, im Hintergrund sind schwere Hammerschläge zu hören.


Doch dies ist nicht das Ende. Am geöffneten Grab verkünden drei Frauen (Anna und Luise Fricke, Tina Kofort) die gute Botschaft: „Jesus ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden!“ An alle Besucher verschenkten sie Olivenholzkreuze aus dem Heiligen Land.


Anschließend teilten viele noch in der Karawanserei ihre Eindrücke miteinander. „Die Situation in der Basilika war beängstigend“, so ein Besucher. „Ich wollte fast auch ‚Kreuzige ihn‘ schreien.“ „Und ich hab‘ mich nicht getraut, dagegen zu schreien“, ergänzte ein anderer. „Das war für uns Darsteller auch nicht einfach, berichtete Organisatorin Eva Fricke. „Es jagt einem immer noch Gänsehaut ein.“ Ihr ist wichtig: „Was hier heute geschieht, ist kein Theater, es ist Gottesdienst.“

kj