Kirchenkreis Gütersloh. „Die Zahl der Suizide, zu denen wir gerufen werden, ist im letzten Jahr deutlich angestiegen. Ein Drittel aller Notfallseelsorge-Einsätze im Jahr 2021 waren Selbsttötungen!“ so Marco Beuermann, Sprecher der Notfallseelsorge (NFS) im Kreis Gütersloh. Grund genug, um dieses Thema zum Mittelpunkt der jährlichen Fortbildung zu machen. Um für künftige Einsätze gut gewappnet zu sein, wurden vor kurzem 18 Mitglieder der NFS drei Tage lang geschult. Referentin war Simone Wehking von AGUS (Angehörige um Suizid) in Bad Oeynhausen. Eindrücklich berichtete sie von ihren persönlichen Erlebnissen nach dem Suizid ihres Mannes. „Das ist so unvorstellbar – da bricht deine ganze Welt zusammen,“ erzählte sie.
In einem weiteren Vortrag referierte die NFS-Mitbegründerin Ursula Rutschkowski über die Zusammenhänge zwischen Depressionen und Suizid. „Jedes Jahr nehmen sich in Deutschland über 9.000 Menschen das Leben. Damit ist der Suizid zwei bis drei Mal so häufige Todesursache wie durch Verkehrsunfälle,“ so Rutschkowski. In einer weiteren Einheit konnten alle Teilnehmenden der NFS-Fortbildung von ihren eigenen Erfahrungen mit dem Thema „Tod“ berichten. Im Mittelpunkt standen dabei ganz persönliche Trauer-Lieder.
Neben den monatlichen Gruppentreffen und Fortbildungen bietet die NFS Gütersloh regelmäßig mehrtägige Weiterbildungen an, um die Helfer/innen noch besser auf ihre Begleitungen vorzubereiten. Das Team der NFS gewährleistet an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr eine Bereitschaft, um bei einem Notfall so schnell wie möglich vor Ort zu sein und psychosoziale Akuthilfe zu leisten. Die Arbeit geschieht ausschließlich ehrenamtlich und wird durch Spenden finanziert. Zu rund 80 Einsätzen wird die NFS Gütersloh pro Jahr gerufen. Es werden Menschen betreut, die durch Unfälle, Suizide oder häusliche Todesfälle in seelische Not geraten sind. mb