Frühbarocke Klangfülle

Bachchor singt Monteverdis Marienvesper zu Weihnachten

Der Bachchor bei seinen Proben in Thüringen. (Foto: privat)

Gütersloh – Am 3. Advent, Sonntag, 11. Dezember um 18 Uhr singt der Bachchor Gütersloh in diesem Jahr sein Weihnachtskonzert. Auf dem Programm steht ein ganz besonderes, in der Kirchenmusik einzigartiges Stück: Die Marienvesper 1610 von Claudio Monteverdi. Es musizieren Anne Bretschneider und Cornelie Isenbürger (beide Sopran), Benno Schachtner (Alt), Niels Giebelhausen, Knut Schoch und Jörg Heinemann (Tenor) sowie Christopher Jung und Fabian Kuhnen (Bass) gemeinsam mit Bachchor und Bachorchester Gütersloh unter der Leitung von Sigmund Bothmann.

Der Chor nutzte die Herbstferien für eine Probenwoche in Sondershausen in Thüringen zum Erarbeiten des komplexen Werkes. „Es ist die unglaubliche Intensität der Musik und auch der Texte, obwohl sie ja weitgehend bekannt sind, die so sehr fasziniert“, so eine Sopranistin. Bekanntes bekommt durch die feierliche, insistierende Interpretation Monteverdis einen neuen, kraftvollen Ausdruck. Töne oder Passagen wiederholen sich und so beteuert die Musik die Worte. Gleiche Texte werden musikalisch immer wieder variiert und die rhythmischen Einfälle Monteverdis scheinen schier unendlich. Obwohl das Stück so einfach aussieht, ist Entspannung nicht möglich, findet ein Bassist, weil einen vor Fehlern nur ständige Konzentration auf höchstem Niveau bewahrt.

Für den Zuhörer ist dieses Konzert durchaus auch ein Erlebnis zum Zuschauen. Die Instrumentalbesetzung sieht unter anderem Zinken, Gamben und Chitarronen vor. Diese nicht nur wohlklingenden, sondern auch wunderschönen alten Instrumente hört und sieht man nicht alle Tage.

Monteverdi hat seine Marienvesper ca. 100 Jahre nach der Reformation geschrieben, deren 500-jähriges Jubiläum wir nächstes Jahr feiern. Sie ist Papst Paul V. gewidmet, bei dem sich Monteverdi mit diesem Stück um eine Stellung am Vatikan beworben hatte. Dort war allerdings Gegenreformation angesagt und neue musikalische Entwicklungen wurden kritisch beäugt. So verpackte Monteverdi seine für die Entwicklung der Musikgeschichte wegweisenden Ideen in ein unbedenklich scheinendes, traditionelles Gewand. Genützt hat ihm das allerdings nichts, denn er blieb in Venedig. Dort konnte er später an der neben der Sixtinischen Kapelle bedeutendsten kirchenmusikalischen Wirkungsstätte in Italien, am Dom von San Marco, doch relativ unabhängig von der römischen Kurie komponieren und musizieren. Seine virtuose Musik berührt und fasziniert bis heute. (Anke Poon-Hebenstreit)