Für Akzeptanz und Selbstvertrauen

Vier Klassen der Regenbogenschule Gütersloh steigen ins „Soziale Lernen“ ein

Mit Pfarrer Ulrich Melzer üben die Kinder ein, aufeinander zu achten. Foto: Kerstin Jacobsen

Kreis Gütersloh. „Komm, wir wollen Freunde sein, sing mit mir, mach mit“, singen die 13 Jungen und Mädchen. „Lachen, streiten und verzeih´n. Ich tu den ersten Schritt.“ Die Drittklässler stehen in der Turnhalle der Regenbogenschule in Gütersloh im Kreis. Auf ihren weißen T-Shirts prangen in leuchtend bunten Buchstaben ihre Vornamen. Nicht Sport steht auf dem Stundenplan, sondern die wöchentliche Trainingsstunde „Soziales Lernen“ mit Pfarrer Ulrich Melzer vom Evangelischen Kirchenkreis Gütersloh und Trainerin Heike Schlingplässer-Dotzki. Ihre Lehrerin Hilde Kramer hat derweil Muße, ihre Klasse aus der Beobachterperspektive zu erleben.

 

Gleich vier Klassen der Jahrgänge 1 bis 3 haben zum neuen Schuljahr mit dem Programm des „Sozialen Lernens“ begonnen. Es zielt darauf ab, das Klassenklima zu verbessern, das Wir-Gefühl zu stärken und Gemeinschaft zu erfahren. Möglichkeiten, Konflikte gewaltfrei zu lösen werden genauso eingeübt wie ein empathisches Miteinander. Insgesamt vier speziell ausgebildete Trainerinnen und Trainer arbeiten in den beteiligten Klassen. Dass sie dabei zum Teil von Eltern unterstützt werden, freut die Schulleiterin besonders: „Ihr Engagement zeigt uns, wie sehr die Eltern mit ihrer Schule verbunden sind.“

 

Die Regenbogenschule wird von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Sprache besucht. Die Klassen sind mit etwa 14 Schülerinnen und Schülern eher klein. „Zu uns kommen Kinder aus dem ganzen Kreis Gütersloh“, erklärt Schulleiterin Annette Düllmann-Kessen. Bei der Einschulung kenne kaum ein Kind andere Mitschüler. Um sich von den anderen akzeptiert zu fühlen und ein gesundes Selbstvertrauen zu entwickeln, seien die Jungen und Mädchen besonders darauf angewiesen, soziale Fähigkeiten zu entwickeln. Düllmann-Kessen: „Wir machen die Kinder fit, um sie in eine Regelschule zu überführen.“ Das Soziale Lernen leiste hier einen wertvollen Beitrag.“ „Und es funktioniert nicht nur in der Schule“, ergänzt Trainerin Heike Schlingplässer-Dotzki, „sondern wirkt auch in den Familienalltag hinein.“

 

Besonders wichtig ist Annette Düllmann-Kessen, dass die Lehrerinnen während der Trainingsstunde eine Beobachterrolle einnehmen können. „Das ist für uns ein Geschenk“, erläutert sie, denn so erhalten wir wichtige Impulse für die Förderung der Kinder im Unterricht.“ Sie will das Training daher in das reguläre Schulprogramm aufnehmen.

 

Das freut Ulrich Melzer, der im evangelischen Kirchenkreis Gütersloh für das Soziale Lernen zuständig ist und auch selbst als Trainer arbeitet. „Es ist keine religiöse Veranstaltung, aber in der Evangelischen Kirche entwickelt worden“, so der Pfarrer. „Und es ist so flexibel, dass wir es individuell an die besonderen Bedürfnisse der Regenbogenschule anpassen konnten.“

 

Das Soziale Lernen gibt es im politischen Kreis Gütersloh seit Mitte der 1990iger Jahre. Bei der letzten Erhebung waren insgesamt 90 Schulklassen beteiligt. Träger des Sozialen Lernes war zunächst die Kreispolizeibehörde Gütersloh, seit Februar 2012 ist es der Evangelische Kirchenkreis Gütersloh. Bei dieser Gelegenheit würdigte Landrat Sven-Georg Adenauer das Soziale Lernen als zukunftsweisend.

 

Das Projekt ist mehrfach ausgezeichnet worden. Die Universität Bielefeld hat seine Wirksamkeit wissenschaftlich untersucht und bestätigt. Derzeit wird das Soziale Lernen im Evangelischen Kirchenkreis Gütersloh vom Lions-Club Gütersloh-Teutoburger Wald unterstützt wie auch vom Erwachsenenbildungswerk Dortmund gefördert.

kj