Genähtes Willkommen für Flüchtlinge

Evangelische Kirchengemeinde Ummeln macht mit bei „Sew a smile“

Sie nähten für Flüchtlinge. Foto: Kerstin Jacobsen

Ummeln. Einen Abend lang verwandelten sich die Gruppenräume der Evangelischen Kirchengemeinde Ummeln in eine Schneiderei. Stoffe wurden zugeschnitten, Nähmaschinen ratterten. 21 Frauen und ein Mann nähten unter dem Motto „Sew a smile“ Stoffrucksäcke für die geflüchteten Menschen, die im Moment in die Häuser Zedernstraße einziehen.

Die Idee zu der Nähaktion  entstand  nach der Bürgerinformationsveranstaltung in der Evangelischen Kirche Anfang Oktober. Im Anschluss dachten 30 Personen über Begegnungsmöglichkeiten nach: Ein „Café Welcome“ wird es bald auch in Ummeln geben, wo Flüchtlinge und Alt-Ummelner sich treffen und in Kontakt treten.


Ein erster Schritt dazu sollen Besuche bei den Flüchtlingsfamilien sein. Und da es leichter ist, mit etwas in der Hand auf die noch fremden Menschen zuzugehen, wurden jetzt Stoffrucksäcke genäht. 120 sollen es werden, für jede Wohnung ein Begrüßungsgruß.


„Sew a smile“-Gruppen gibt es inzwischen in über 60 deutschen Städten. Eine Ummelnerin, Annika Büttner-Dedering, hat in Bielefeld schon vor einiger Zeit damit angefangen. Ihre Erfahrung hat der Gruppe jetzt sehr geholfen. Und sie brachte ballenweise Stoffe mit, die die Firmen Seidensticker und Delius kostenlos zur Verfügung gestellt hatten.


Die komplette „Füllung“ für die Begrüßungsbeutel wurde von Dirk Isringhausen und Sandra Imkamp gespendet. Ihr Markant-Markt grenzt direkt an die Flüchtlingshäuser. „Manche unsere Kunden sind sehr verunsichert und fühlen sich durch die vielen fremden Menschen bedroht“, erzählten die beiden.“ Wir möchten mit unserer Spende ein Zeichen setzen und zeigen, dass wir positiv eingestellt sind.“ Hygieneartikel wie Duschgel und Shampoo, Deo und Gesichtscreme wurden in die fertigen Rucksäcke gepackt. Die sind nicht nur sehr praktisch, sondern richtig schön geworden. 42 waren am Ende des Abends fertig gepackt.


Die Frauen hatten alle ihre eigenen Nähmaschinen mitgebracht. Wer nicht nähen kann, wurde zu „Hilfsarbeiten“ eingeteilt. Das Ganze machte viel Spaß und führte Menschen zusammen, die vorher zum Teil noch nie etwas miteinander zu tun hatten. Sogar Bezirksbürgermeisterin Regina Kopp-Herr – eine versierte Näherin - hatte sich den Abend dafür freigenommen.


Pfarrerin Annette Kleine ist beeindruckt von der Bereitschaft vieler Ummelner, etwas für die Flüchtlinge zu tun. Viele melden sich bei ihr und bieten ihre Hilfe an. Martha Lehnert etwa, Inhaberin des „Handarbeitsstübchen“ regt an, gemeinsam warme Wintersachen zu stricken. Sie besorgt die Wolle und sucht noch Frauen, die mitmachen. Am besten wäre, wenn auch Flüchtlingsfrauen dabei sind. Gemeinsam handarbeiten ist eine schöne Form der Begegnung!


Auch die Frauen mit den Nähmaschinen haben noch mehr vor: „Als nächstes machen wir eine Kinderaktion!“ Die Idee ist, zu Weihnachten Beutel speziell für Flüchtlings-Kinder zu nähen und zu überreichen. Gefüllt mit Dingen, die Kindern Freude machen und helfen: Malstifte und Schreibblöcke, Kuscheltiere, Haarspangen und Kindershampoo. Dafür werden „Beutelpaten“ gesucht: Menschen, die den Inhalt eines Kinderrucksacks finanzieren wollen. „Unsere Kinder machen sich viele Gedanken, wie das ist, wenn man flüchten muss“, erzählt eine Ummelner Mutter. Darum wollen die Kinder auch mitmachen und vielleicht Grußkarten malen, vor allem aber auch zu den Flüchtlingskindern hingehen und sie begrüßen.


Viele wollen helfen, dass die Integration der Neuen in Ummelner gelingt, ist der Eindruck von Pastorin Annette Kleine. „Darum ist es richtig schön, hier zu leben“.

Annette Kleine