Genuss für alle Sinne

Vielfältiges Programm bei der langenachtderkunst in Gütersloh

Lutz Ebmeier und Mary-Rose Byfield begeisterten ihr Publikum. Foto: Kerstin Jacobsen

Gütersloh.  Die 14. langenachderkunst zog wieder zahlreiche Kunst- und Kulturfreunde in die Gütersloher Innenstadt. 20 Stationen boten ein wahres Fest für Auge und Ohren. Ehrensache, dass auch die Martin-Luther-Kirche und die Apostelkirche ihre Tore öffneten.

 

Bereits um 18.30 Uhr begann das bunte Treiben mit einer Darbietung des Ensembles Tanz OWL auf dem Berliner Platz vor der Martin-Luther-Kirche. Unter der Überschrift „Treiberei“ präsentierte die Formation zwei Choreografien zur Vielfalt künstlerischer Freiheiten und Begegnungen: Zur Musik unter anderem von Steve Reich tanzen Tanzstudenten der DansArt Academy Bielefeld Choreographien von Gilda Rebello und Tchekpo Dan Agbetou.

 

Drinnen waren um 20.30 Uhr nur noch auf den Emporen Sitzplätze zu haben. Sängerin Mary-Rose Byfield und Gitarrist Lutz Ebmeier boten ein facettenreiches Programm aus Rhythm & Blues, Reggae und Funk. Bereits beim ersten Stück „I’m here for you“ sprang der Funke über. Die charismatische Mary-Rose eroberte mit ihrer leidenschaftlichen und gefühlvollen Intonation sogleich die Herzen des Publikums. Der in wechselnden bunten Farben erstrahlende Kirchraum trug auf seine Weise zu der einzigartigen Atmosphäre bei. Ein optisches Kontrastprogramm bot die Ausstellung „Schuften bis zum Umfallen“. An sechs Beispielen zeigte Fotograf Antonio Olmos die harten Lebensbedingungen in Bangladesch, Uganda und Peru.

 

Sehr viel schlichter war die Apostelkirche beleuchtet. Zu den roten und gelben Strahlern gesellte sich das warme Licht unzähliger brennenden Kerzen. Im Chorraum versprachen ein paar aufgestapelte Kissen: Hier passiert gleich etwas. Dann nahm Dieter Weische darauf Platz. Mit seiner Shakuhachi – einer japanischen Bambusflöte – bewies der Bremer Künstler eindruckvoll, dass Musik und Stille keine Gegensätze sein müssen. Die ergriffen lauschenden Zuhörerinnen und Zuhörer entführte er in eine andere Welt, in der Hektik, Stress und Eile keine Bedeutung haben. Da machte es auch nichts, wenn ab und an Musik der benachbarten Station hereinwehte oder neue Gäste plaudernd und lachend die Kirche betraten. Sie wurden ohnehin gleich still und lauschten den nur scheinbar frei improvisierten Klängen. Dass es sich um strenge Kompositionen handelt, die zum Teil seit 1500 Jahren unverändert von Meister zu Schüler weitergegeben werden, erfuhren sie erst im Anschluss.

 

Bis Mitternacht ging das teils bunte, teils stille Treiben – ein Genuss für alle Sinne!

kj