Gütersloh. „Wir ziehen das jetzt durch!“ Pfarrer Michael Frentrup ließ sich von bedrohlichen Regenwolken nicht aus der Ruhe bringen. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen Karin Brunken, Wiebke Heine, Stefan Salzmann sowie Andreas Schulze feierte er am vergangenen Sonntagmorgen einen besonderen Freiluft-Gottesdienst: Auf der Dalkeinsel nahe dem Botanischen Garten wurden 27 Kinder im Alter von wenigen Monaten bis 10 Jahren getauft. Die Regionen Ost und Süd der Evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh gestalteten die Feier mit dem Motto „Unter Gottes Schutz“ gemeinsam. Den würdigen musikalischen Rahmen gestaltete der Posaunenchor Erlöser, der städtische Fachbereich Grünflächen hatte Stühle und Tische zur Verfügung gestellt.
Ihre Regenschirme konnten die Gläubigen nach kurzem Einsatz wieder zuklappen. In einer gemeinsamen Predigt erinnerten Pfarrer Schulze und Pfarrerin Brunken an die Liebe Gottes zu allen Menschen. Sie werde besonders in der Taufe deutlich. „Wir möchten, dass die Kinder, die wir heute taufen, zu Menschen werden, die den Stürmen des Lebens trotzen“, betonte Pfarrer Frentrup. Es sei Aufgabe der Gemeinde wie der Familien, ihnen „Glauben, Vertrauen, Mut und Stärke“ mitzugeben.
Für die Taufen standen an fünf Stationen mobile Altäre mit Taufschalen und Kerzen bereit. Die Geistlichen tauften mit Dalkewasser, doch kein Kind wurde in die kühlen Fluten getaucht: Das Taufwasser hatten Gisela Kissel und Torsten Flöttmann zuvor mit einem Eimer aus dem Fluss geschöpft. Ein kräftiger Schuss Leitungswasser aus der Thermoskanne sorgte für wohlige Wärme.
Einige Minuten später war das letzte Kind getauft, das letzte Lied verklungen. Manche Familien posierten noch für Erinnerungsfotos, andere hatten die Insel bereits verlassen. Das Experiment „Taufen unter freiem Himmel“ war gelungen. Und als heftiger Regen niederprasselte, waren alle Beteiligten längst im Trockenen.
„Eine runde Sache!“, fasst Michael Frentrup das einhellige Fazit der Pfarrerinnen und Pfarrer zusammen. Im März seien alle evangelischen Familien der Regionen Ost und Süd angeschrieben worden, in denen es mindestens ein ungetauftes Kind gab. „Darauf haben wir viele positive Rückmeldungen bekommen“, erzählt Frentrup. „Die Menschen haben gesagt: ‚Wir finden es gut, dass sich die Kirche für uns interessiert.““ Die Folge: Derzeit werden erheblich mehr Kinder als sonst getauft. Jetzt kann sich Frentrup vorstellen, künftig öfter - etwa einmal im Jahr oder alle zwei Jahre - Freiluftgottesdienste zu feiern. „Das könnten Taufgottesdienste sein, aber es gibt ja auch andere Gelegenheiten.“
kj