Gruß zum Reformationstag

des Superintendenten Frank Schneider

Pfarrer Frank Schneider, Superintendent

Liebe Leserinnen und Leser!

Martin Luther in Wittenberg und Worms – als Denkmal auf dem Sockel. So habe ich in diesem Jahr des 500-jährigen Reformationsjubiläums Martin Luther im Urlaub erlebt. Aber Luther ist mehr als ein Denkmal. So haben wir Luther beim Kreiskirchentag „frei nach Luther“ im Juli in Gütersloh vom Sockel auf die Plätze und Straßen geholt. Es gab viele Aktionen und Gespräche, eine Luther-Rallye, Gottesdienste sowie viel Musik. Beim Kindermusical auf dem Kreiskirchentag feiert Hannes als Martin Luther die Reformation: „Glaube“, „Gnade“, „Bibel“, „Christus“, das sind die Worte, die er an die Tür nagelt.

Martin Luther als Mensch, der begriffen hat, dass der Glaube an Gott Menschen frei macht von Angst. Der sich sicher ist, dass es einen Gott gibt, der einen liebt, und der dann auch für andere Menschen da sein kann. Auf dem Kreiskirchentag war etwas spürbar von der Lebensfreude und der Freiheit der Kinder Gottes.

Luther suchte immer wieder den gnädigen, den barmherzigen Gott: Gott, der befreit. Er findet ihn. Er erfährt ihn.  Die Freiheit eines Christenmenschen, die Martin Luther vor 500 Jahren in Wittenberg und auf der Wartburg neu entdeckte, ist nicht eine selbst erworbene, sondern eine geschenkte Freiheit.

„Glaube“, „Gnade“, „Bibel“, „Christus“: Wir sind allein durch Christus frei für Gottes Nähe, allein aus Gnade frei zum Dienst am Nächsten, allein aufgrund der Schrift frei zur Auslegung der Bibel und allein durch den Glauben frei von Leistungsdruck sowie frei, selber zu denken und Dinge kritisch zu hinterfragen.

500 Jahre Reformation. Jetzt münden alle Feiern und Veranstaltungen in den bundesweiten Feiertag am 31. Oktober. „Einfach frei“, lautet dazu das Motto in der Evangelischen Kirche von Westfalen. Wir sind eingeladen, nicht „einfach frei“ zu machen, sondern in Gottesdiensten und Aktionen an diesem Tag den Herzschlag der Freiheit Gottes zu spüren.

Heute ist eine andere Zeit als vor 500 Jahren. Heutige Herausforderungen sind weltweite Flüchtlingsbewegungen, Terror und Kriege, ein erstarkender Rechtspopulismus. Deshalb sind Glaube und Reformation nichts für das  Museum, sondern die grundsätzliche Ermutigung zum aufrechten Gang, zum mutigen Widerspruch, zur Suche nach dem besten Weg.

Ihr
Pfarrer Frank Schneider
Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Gütersloh