Himmlischer Besuch

Nürnberger Christkind zum 36. Mal in Rheda-Wiedenbrück zu Gast

Der himmlische Gast hatte auch Spaß an irdischem Vergnügen. Foto: Marco Beuermann

Rheda-Wiedenbrück. „Ihr Herrn und Frau’n, die ihr einst Kinder wart, ihr Kleinen, am Beginn der Lebensfahrt, ein jeder, der sich heute freut und morgen wieder plagt: Hört alle zu, was euch das Christkind sagt!“ Mit den traditionellen Worten des Prologs begrüßte auch in diesem Jahr das Nürnberger Christkind die Besucher des Christkindlmarktes im ostwestfälischen Wiedenbrück. Es hob dabei die Hände wie zum Segen. Hunderte von Besuchern lauschten den Worten der jungen Frau im weiß-goldenen Gewand und mit mächtiger Krone.

 

Bereits zum 36. Mal war die wohl bekannteste Weihnachtsbotschafterin Deutschlands zu Gast in Rheda-Wiedenbrück. Damit ist die Emsstadt die einzige Stadt in Nordrhein-Westfalen und eine von sehr wenigen außerhalb Frankens, die vom Nürnberger Christkind besucht wird.

 

In diesem Jahr ist die 18-jährige Teresa Treuheit in die Rolle des Christkinds geschlüpft. Zwei Jahre lang wird sie nun die Stadt Nürnberg repräsentieren und rund 170 Termine in vier Adventswochen wahrnehmen. Überall kann sie dabei in leuchtende Kinderaugen blicken. Und auch in den zahlreichen Senioreneinrichtungen, die sie besucht, erwarten sie stahlende Gesichter. Beim Anblick dieses prächtig gekleideten Weihnachtswesens werden viele wieder zum Kind.

 

Im Mittelalter wurden die Kinder am Nikolaustaghttp://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaustag oder am Tag der unschuldigen Kinderhttp://de.wikipedia.org/wiki/Tag_der_unschuldigen_Kinder (28. Dezember) beschenkt. Die Protestantenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Protestant lehnten jedoch die römisch-katholische Form der Heiligenverehrung – und damit auch die Verehrung des heiligen Nikolaus – ab. Wahrscheinlich war es Martin Lutherhttp://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Luther, der den Nikolaus durch den „Heiligen Christ“ ersetzte und die Bescherung auf den 25. Dezember verlegte.

 

Mit dem „Heiligen Christ“ war eigentlich Jesus Christus selbst gemeint. Über die Jahre entwickelte sich die Bezeichnung „Christkind“ und die Vorstellung als engelsgleiche Erscheinung. Das Christkind verselbständigte sich zusehends und die Verbindung zu Jesus Christus wurde immer unklarer. Später wurde dann das das Christkind vielerorts durch den Weihnachtsmann verdrängt.

 

In Nürnberg hat das Christkind über die Jahrhunderte hinweg seine Bedeutung erhalten können. Seit 1933 gibt es in Nürnberg alljährlich ein (durch eine junge Frau dargestelltes) Christkind. Zu dessen wichtigsten Aufgaben gehört es, den Nürnberger Christkindlesmarkt von der Empore der Frauenkirche herab mit dem berühmten Prolog zu eröffnen. Daneben besucht die himmlische Repräsentantin Kindergärten, Behinderten- und Seniorenheime, Krankenhäuser und andere caritative Einrichtungen.

beu