Kämpfen mit Respekt und Fairness

Schnuppertag zu Kampfesspielen als Methode der Gewaltprävention bei Jungen

Rituale sind für die Kampfesspiele wichtig. Foto: Kerstin Jacobsen

Kirchenkreis/Herzebrock-Clarholz. Die meisten Jungen rangeln und kämpfen gerne. Zunächst geht es dabei nicht um Gewalt. „Jungen brauchen das Kräftemessen, um sich und andere zu spüren“, weiß Josef Riederle. „Miteinander zu kämpfen ist für sie Beziehungsarbeit. Aus diesen Rangeleien unter Jungen entstehen oft Freundschaften.“ Problematisch sei nur, dass viele Jungen nicht wüssten, wie man wieder aufhört. Dann allerdings kommt Gewalt ins Spiel.

Wie Kampfesspiele in der Arbeit mit Jungen gezielt als Mittel der Gewaltprävention eingesetzt werden, darum ging es jetzt bei einem Schnuppertag mit dem Diplom-Sozialpädagogen Riederle in der Sporthalle „Am Hallenbad“ in Herzebrock?Clarholz. Zu den 23 – überwiegend weiblichen - Teilnehmenden aus dem ganzen Kreis Gütersloh und darüber hinaus gehörten neben Lehrerinnen und Lehrern auch Lehramtsstudierende, ehrenamtlich engagierte Eltern und ein Pfarrer.


Bei Kampfesspielen geht es weder um Kampfsport noch um Selbstverteidigung. „Es ist ein Respekttraining“, erläutert Riederle, der das Bildungsinstitut „Kraftprotz“ für Jungen und Männer in Mielkendorf leitet. Bei dieser Mischung aus ritualisiertem Kampf, Spiel und Bewegungsaufgaben lernen Jungen, mit Kraft und Aggression positiv umzugehen, stärken ihr Selbstvertrauen, setzen sich mit ihren Gefühlen auseinander und erfahren Werte. „Es geht nicht um Sieg oder Niederlage, sondern um Spaß und Begegnung auf Augenhöhe“, erläutert Riederle. „Ehre und Respekt sind für Jungen sehr wichtig, dabei kann ich sie packen.“


„Zu den Zielen der Kampfesspiele gehört es auch, den ‚inneren Schiedsrichter‘ zu entwickeln“, ergänzt Ullrich Melzer. Der Pfarrer ist im Evangelischen Kirchenkreis Gütersloh für Erwachsenenbildung und Soziales Lernen zuständig. „Der ‚innere Schiedsrichter‘ ist ihr Gefühl für Fairness und Gerechtigkeit. So lernen die Jungen auch, Verantwortung zu übernehmen und die Konsequenzen ihres Tuns zu tragen.“


Damit all dies gelingt, ist das eigentliche Kämpfen in einen ausgeklügelten Spannungsbogen vom Aufwärmen über Gruppen- und Selbstkontakt bis hin zu einem deutlichen Schlusspunkt eingebettet. Dabei spielen feste Rituale eine wichtige Rolle. All das erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eindrücklich am eigenen Leib und gerieten dabei auch tüchtig ins Schwitzen.


Riederle freut sich, dass so viele Frauen teilgenommen haben. „Gerade in der kindlichen Sozialisation erleben Jungen oft kaum erwachsene Männer, an denen sie sich orientieren können.“ Daher sein es wichtig, dass Frauen, die mit Jungen pädagogisch arbeiten, „auch wissen, wie Jungen ticken“.

kj