Keine einfachen Antworten

Preisübergabe in der Hans-Ehrenberg-Schule: Kurzfilm „Zerrissenheit“ siegte im Wettbewerb der EKvW

Simone Venghaus, Friederike Rogge, Jessica Ilenburg, LKR Dr. Wolfram von Moritz (v.l.), dahinter Maksim Martens, Christian Heine-Göttelmann, Gerrit Bücken, Andrea Seils und Ute Wilmsmeier (v.l.). Foto: Kerstin Jacobsen

Sennestadt. Diese Bilder sagen mehr als tausend Worte: Ein junger Mann läuft scheinbar ziellos durch endlose Schulflure. Zwei gesichtslose Gestalten in Morphsuits (eine Art Ganzkörperstrumpfhose) begleiten ihn, die eine weiß, die andere schwarz. Die drei öffnen Türen zu fünf Klassenräumen. Dabei werden sie Zeugen von gleichgeschlechtlicher Liebe über Mobbing bis zu roher körperlicher Gewalt. Der junge Mann zögert, was soll er tun? Weg sehen? Mitmachen? Einschreiten? „Schwarz“ und „Weiß zerren ihn hin und her, kämpfen um seine Aufmerksamkeit. Er bleibt stiller Beobachter. Doch dann wird eine junge Frau sexuell bedrängt – jetzt geht er dazwischen. Hat „Weiß“ gesiegt? Hand in Hand mit „Weiß“ und „Schwarz“ geht der junge Mann aus dem Bild.

 

Mit ihrem Kurzfilm „Zerrissenheit“ haben elf Abiturientinnen und Abiturienten der Hans-Ehrenberg-Schule den 1. Preis des Wettbewerbs der Evangelischen Kirche von Westfalen gewonnen. Zur Preisübergabe kamen vier von ihnen – zwei Wochen nach ihrer Entlassfeier – am Donnerstagmittag noch einmal in die Schule.

 

Der Wettbewerb stand im auslaufenden Schuljahr unter dem Motto Thema „Wie Ihr wollt, dass Euch die Leute tun…“ (Mt. 7,12). Insgesamt beteiligten sich 243 Schülerinnen und Schüler aus ganz Westfalen mit 24 Beiträgen. Die Sennestädter des Jahrgangs 12/13 siegte in der Kategorie „Gruppenarbeit Sekundarstufe II“. Zur Siegergruppe gehören Gerrit Bücken, Lance Dörksen, Marlene Flöttmann, Janina Heinichen, Michelle Husemann, Jessica Ilenburg, Maksim Martens, Friederike Rogge, Janik Sobhan-Sarbandi, Aaron van Norden und Alonka Volikova. Die Westfälische Landeskirche schreibt seit 1989 jährliche Schulwettbewerbe aus.

 

„Ich kann wieder gut nachvollziehen, warum wir uns in der Jury für diesen Beitrag entschieden haben“, sagte Landeskirchenrat Dr. Wolfram von Moritz nach Vorführung des knapp fünfminütigem Films. Als besondere Stärke hob er hervor, dass der Film keine einfachen Antworten gebe: „Denn so ist das Leben: Wir werden von guten und bösen Kräften beeinflusst.“ Auch die technische Umsetzung sei „unheimlich professionell“.

 

Das Ganze hätte auch anders ausgehen können: Denn zunächst konnte die Jury die Datei nicht öffnen. Da eins der Mitglieder den Film aber schon gesehen und „für richtig gut“ befunden hatte, wurde kurzerhand eine zweite Sitzung per Konferenzschaltung anberaumt.

 

Die Beteiligten sahen ihr Werk durchaus selbstkritisch. „Na ja, es war okay“, so Kameramann Maksim Martens mit vielsagendem Lächeln. Die Auseinandersetzung mit dem selbst gewählten Thema „Toleranz untereinander“ hat allen viel Spaß gemacht. „Toll war besonders, als es darum ging, wieweit unsere eigene Toleranz geht“, sagte Jessica Ilenburg. „Der Zwiespalt bleibt ja in jedem Menschen“, so Friederike Rogge. Für Pfarrerin Simone Venghaus, die den Religionskurs fast über ein ganzes Schuljahr hinweg begleitet hat, war das Projekt ein Drahtseilakt: „Wie die Gruppe das Thema eingegrenzt hat, war mir eigentlich zu schwammig. Aber ich ließ sie machen. Wie schön, dass wir die Freiheit dazu hatten!“

 

Der Erfolg gibt den ehemaligen Schülerinnen und Schülern recht: Rektorin Ute Wilmsmeier freute sich mit, als diese eine Urkunde und einen Scheck über 500 Euro entgegennahmen. Den größten Teil des Preisgelds wollen sie spenden, vom Rest noch einmal gemeinsam Eisessen gehen. „Der Wettbewerb war eine Bereicherung für uns alle“, so das Fazit von Gerrit Bücken. „Ich fand das super!“

kj