Kirche für alle Tage

Ab Frühjahr 2016: Versöhnungs-Kirchengemeinde baut Kreuzkirche zum Gemeindezentrum um

Die Jury: Pfarrer Marco Beuermann, Claudia Heimann, Baukirchmeister Ralf Manche, Andreas Heimann, Anke Hübner, Pfarrer Artur Töws und Inge Runneck (v.l.). Foto: Kerstin Jacobsen

Rheda-Wiedenbrück. Die Orgel bleibt, wo sie ist. Auch die vertraute Westfassade der Kreuzkirche Wiedenbrück wird nicht angetastet, und die Kreuzigungsgruppe aus dem Baujahr des Gotteshauses (1953) soll an zentraler Stelle erhalten bleiben. Ansonsten aber haben jetzt sieben Architekturbüros fast alle Freiheiten für ihre Entwürfe zur Umgestaltung der Wiedenbrücker Kreuzkirche. Bis zu einer Million Euro will die Versöhnungs-Kirchengemeinde investieren, um das kleine Gotteshaus an der Wasserstraße zu einem zukunftsfähigen Gemeindezentrum auszubauen. Das Gemeindezentrum an der Wichernstraße wird aufgegeben.

Wie schon beim Umbau des Schnitkerhauses in Rheda hat die Gemeinde einen Wettbewerb ausgelobt. Beim Ortstermin informierte der gemeindliche Bauausschuss die ausgewählten Architekten über seine Vorstellungen. Unter dem Motto „Kirche für alle Tage“ sollen Gottesdienst und Gemeindeleben künftig unter einem Dach zusammenrücken. So soll der Kirchraum nicht nur für Gottesdienste und Konzerte nutzbar sein, auch die vielfältigen Gemeindegruppen von den Konfirmanden über Gesprächskreise und Frauenhilfe bis hin zur Kirchenmusik sollen hier Platz finden. Mit der Konzentration auf ein Gebäude im Stadtteil will das Presbyterium der sich verändernden Gemeindestruktur Rechnung trage. Für Pfarrer Marco Beuermann durchaus eine reizvolle Perspektive: „So sind die Gruppen näher beieinander und bekommen etwas voneinander mit.“


Derzeit leben rund 4800 Evangelische in Wiedenbrück. Den regulären Gottesdienst besuchen durchschnittlich 60 Menschen, bei Taufe sind es schon mal 150 und zu Weihnachten kommen um die 400 in das knapp 300 Quadratmeter große Gebäude. Ein Anbau auf der Südseite kann zusätzlichen Platz schaffen.


Das Presbyterium schätzt den Wert des Grundstücks, auf dem das bisherige Gemeindehaus steht, auf eine halbe Million Euro. Ob die Immobilie vermietet, verpachtet oder verkauft wird, ist noch unklar. Zur Finanzierung der Baumaßmaßnahmen hat die Gemeinde Rücklagen gebildet, außerdem hofft sie auf Zuschüsse des Evangelischen Kirchenkreises Gütersloh. Beuermann und seine Kollegen rühren bereits kräftig die Werbetrommel für Spenden. „Ein paar tausend Euro“ seien bereits eingegangen, 100.000 Euro sind das ehrgeizige Ziel. Benefizveranstaltungen wie Konzerte und Sponsorenläufe sollen helfen, es zu erreichen. „Vielleicht stellen wir ja noch den Weltrekord im Glockenläuten per Hand auf“, scherzt Beuermann. „Da gibt es nämlich noch keinen.“


Bis Anfang September haben die Architekturbüros jetzt Zeit, ihre Entwürfe einzureichen. Nach fachkundiger Vorprüfung tritt die Jury am 22. September zusammen, um drei Preise – dotiert mit 5000, 3000 und 2000 Euro – zu vergeben. Schon tags darauf wählt das Presbyterium daraus einen Entwurf zur Umsetzung aus.

Auch der weitere Zeitplan ist sportlich: „Weihnachten wollen wir noch in der Kreuzkirche feiern, vielleicht auch noch den Neujahrsempfang“, so Beuermann. Im Frühjahr soll der Umbau starten. Denn: „Zum Reformationsjubiläum 2017 soll alles fertig sein.“

kj