Kirche = Glaubensgemeinschaft, Organisationseinheit oder Institution

Tagung der Gütersloher Kreissynode - Synodale diskutieren ihr Kirchenbild

160 Synodale trafen sich im Gütersloher Kreishaus zur Sommersynode des Evangelischen Kirchenkreises Gütersloh. Foto: fra

GÜTERSLOH – Unaufgeregt und ohne besondere Vorkommnisse verlief die Tagung der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Gütersloh am Samstag im Kreishaus Gütersloh. 160 Synodale – davon 120 mit Stimmrecht – hatten sich versammelt, um die Jahresberichte des Superintendenten, der Referate, Ausschüsse und Beauftragten zu hören und zu diskutieren. Da viele Delegierte aus den 17 Gemeinden des Kirchenkreises zum ersten Mal teilnahmen – sie waren im Februar neu in die Presbyterien gewählt worden – nahm sich die Synodalen zu Beginn eine Stunde Zeit, sich in Kleingruppen über ihr Bild von Kirche auszutauschen.

Assessor Michael Frentrup – er ist der Stellvertreter des Superintendenten – hatte mit der Frage, „Was ist das eigentlich, die evangelische Kirche, in der wir leben und für die wir Verantwortung übernommen haben? Glaubensgemeinschaft, Organisationseinheit oder Institution?“ Abschließende Antworten auf diese große, die Mitglieder bewegende Frage, fanden die Kleingruppen zwar nicht. Aber Frentrup fasste die Ergebnisse so zusammen: „Kirche enthält Elemente aller drei Typen. Kirche lässt sich als ‚Hybrid‘verstehen.“ Es gelte, die Schnittmengen und Querverbindungen zu entdecken und mit Leben zu füllen.

Die vielen Gesichter und die Bandbreite kirchlicher Arbeit beschrieb Superintendent Frank Schneider, leitender Theologe des Kirchenkreises, in seinem Bericht über die Arbeit des Kirchenkreises, der Gemeinden, Dienste und Einrichtugen: von Gottesdiensten und Kirchenmusik über Diakonie, Seelsorge, Bildung, Erziehung und die Partneschaft mit Tansania bis zu Leitung und Organisation sowie Pfarrdient reicht das Spektrum der Aufgaben. Aspekte der gesellschaftlichen Verantwortung nahmen in allen Teilen des Berichtes großen Raum ein. Besonders wahrgenommen wird Kirche zurzeit durch den vielfältigen Einsatz Ehrenamtlicher für die Menschen, die in Deutschland Zuflucht und Sicherheit suchen. Der Superintendent dankte allen, „die unkompliziert und mit großem Engagement die Menschen willkomen heißen.“ Viele kleine Kommunen, so Frank Schneider, wären ohne die vielen Freiwilligen an dieser Aufgaben gescheitert. Als Beispiele des Einsatzes nannte Schneider Kleiderkammern, Begegnungs-Cafés und Sprachkurse. In der direkten Begegnung wachse das Verständnis füreinander. „Sobald jemand eine Flüchtlingsfamilie, einen Flüchtling persönlich kennen lernt, verfliegen solche Vorbehalte meist sehr schnell.“

Gleichzeitig sei es unstrittig, „dass unser Staat mit den gebotenen rechtlichen Mitteln“ gegen Straftaten vorgehe, wenn Migranten vor dem Hintergrund kulturell bedingter Frauenbilder Straftaten begehen. Die Synode machte mit anhaltendem Beifall ihre Zustimmung deutlich.

Im weiteren Verlauf verabschiedete die Kreissynode die Satzung für das Evangelische Kreiskirchenamt Gütersloh-Halle-Paderborn (EKKA). Ab 1. Januar 2017 wird es Wirklichkeit. In den Sommerferien beginnen die Umbauarbeiten am Kreiskirchenamt Gütersloh-Halle, die etwa ein Jahr dauern sollen.

Schließlich standen Wahlen auf dem Programm. Alle kreiskirchlichen Ausschüsse mussten nach den Presbyteriumswahlen im Februar neu besetzt werden. Für den Vorsitz des Finanausschusses beriefen die Synodalen Dr. Udo Reimers. Da Annette Jakob, Mitglied im KSV, aus familiären Gründen nach Süddeutschland verzieht, wählte die Synode Silke Deuz in deren Funktion.

Die Frage, ob die leitende Theologin der westfälischen Landeskirche den Titel Bischöfin führen sollte, diskutierten die Synodalen und kamen zu dem Ergebnis, dass die Landessynode, die sich auch neukonstituieren wird, das Thema erneut beraten soll. Die differenzierten Stellungnahmen der Kirchengemeinden und des Kirchenkreises lieferten, so der Bschluss, ausreichend Hintergrund für eine ausführliche Diskussion. (fra)