Bielefeld. Mit einem gemeinsamen Eröffnungsgottesdienst in der Zionskirche in Bielefeld-Bethel startete am Sonntagnachmittag die Herbsttagung der Landessynode in der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW). 179 Mitglieder der Synode, davon 153 stimmberechtigte und 26 beratende Mitglieder, befassen sich vier Tage lang mit gesellschaftspolitischen und kirchenrechtlichen Themen. Auf der Tagesordnung für Plenum und Tagungsausschüsse stehen auch Entscheidungen über den landeskirchlichen Haushalt sowie Wahlen für zwei Neubesetzungen in der Kirchenleitung.
Der Gottesdienst zur Eröffnung verwies schon auf eines der Schwerpunktthemen der Herbstsynode: ‚Kirche in Vielfalt‘. Er wurde gestaltet von Mitgliedern des ständigen theologischen Ausschusses der Landeskirche. Die Predigt hielten gemeinsam Alena Höfer, Theologin und Referentin am Institut für Kirche und Gesellschaft der EKvW, und Velda Love, Referentin der United Church of Christ (UCC) aus den USA. Die Theologinnen beschrieben das gegenwärtige Erleben, dass in vielen Gesellschaften „antidemokratische, menschenfeindliche und lebenszerstörende Haltungen wieder lauter werden.“ Dem entgegen setzten sie Worte aus dem Psalm 126 „Wenn Jahwe die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden.“ Gott, so beschreibe der Psalm, gebe die Kraft der Befreiung. Und so gelte es, trotz vorübergehenden Innehaltens, zu atmen und in Zuversicht weiterzumachen. „Den Träumenden gehört die Hoffnung auf Befreiung und das zuversichtliche, ehrliche und trotzige Lachen, weil sie die Gewissheit haben, dass Gott die Kraft der Befreiung ist“, laute die Botschaft. Velda Love: „Wenn wir uns mit Christus und Gottes Wunsch nach menschlichem Wohlergehen solidarisieren, schaffen wir eine gerechte Politik und Praxis für Antirassismus, wirtschaftliche Gerechtigkeit und Gleichberechtigung.“
Im Anschluss an den feierlichen Gottesdienst folgte im Assapheum, dem historischen Tagungszentrum der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, die offizielle Eröffnung der Synodentagung. Für viele der Synodalen war das die erste Plenumssitzung einer Landessynode. Rund ein Drittel der 153 stimmberechtigten Mitglieder sind neu in das oberste Beschlussgremium der Landeskirche entsandt, nachdem sich in diesem Jahr turnusgemäß die Presbyterien und Kreissynodalvorstände in den 431 westfälischen Gemeinden und 26 Kirchenkreisen neu konstituiert hatten.
Erste Impulse setzten im Assapheum nach der Begrüßung durch den Theologischen Vizepräsidenten der EKvW, Ulf Schlüter, Grußworte von Vertreter*innen aus Politik und Schwesterkirchen. Per Videobotschaft war Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst zugeschaltet. Er überbrachte die Grüße der Landesregierung, in denen er auf das Angebot von Hoffnung und Orientierung hinwies, das der christliche Glaube den Menschen in schwierigen Zeiten der Verunsicherung durch Kriege, Folgen des Klimawandels und vieles mehr machen könne. Die EKvW sei, wie die anderen Kirchen auch, eine wichtige Partnerin der Landesregierung, sagte Wüst. Das gelte vor allem für die wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben, etwa für Kinder, Jugendliche und ältere Menschen, für Arbeitssuchende und Geflüchtete oder für kirchliche Schulen und Kitas. Der Ministerpräsident bedankte sich bei allen haupt- und ganz besonders ehrenamtlich Engagierten in der EKvW dafür, dass sie das Leben für viele Menschen „Tag für Tag ein Stück menschlicher und ein Stück besser“ machten.
Seitens der Bezirksregierung Detmold wies deren Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling auf die gewachsene gesellschaftliche Diversität, auch in Ostwestfalen-Lippe, hin. In ihrem Grußwort hob sie den Schwerpunkt der Synodentagung ‚Kirche in Vielfalt‘ hervor und dankte insbesondere den engagierten Menschen in der Kirche, die sich für die Begleitung von Geflüchteten einsetzen. Den Aspekt der Vielfalt bezog Bölling ausdrücklich auch auf das Thema Inklusion. Den Einsatz für einen positiven Umgang mit Diversität beschrieb sie als Aufgabe, der Staat und Kirche gleichermaßen nachkommen müssten.
Gute Wünsche von Seiten der katholischen Kirche überbrachte im Bielefelder Assapheum der Erzbischof des Erzbistums Paderborn, Udo Markus Bentz. Er betonte die ökumenische Verbundenheit, die er in den ersten Monaten seiner Amtszeit auf allen Ebenen im Umfeld seines Erzbistums und der westfälischen Landeskirche wahrgenommen habe; er freue sich über die schöne Vielfalt, die er dabei erlebe. Bentz beschrieb gleiche Herausforderungen für die katholische wie für die evangelische Kirche. Gemeinsam stehe man vor der Frage, wie man mit dem zunehmenden Schwund des Glaubens an einen persönlichen Gott umgehe. Vor allem aber, so der Erzbischof, sei man gleichermaßen herausgefordert durch den Vertrauensverlust, nicht nur in der Gesellschaft sondern auch binnenkirchlich, der infolge von geistlichem Missbrauch und sexualisierter Gewalt eingesetzt habe. „Hier gilt es, in aller Demut das eigene Versagen zu bekennen und ehrlich zu versuchen, auch die systemischen Ursachen solchen Versagens zu beseitigen“, postulierte Bentz. Diese Herausforderungen, so der Paderborner Erzbischof, könnten die Kirchen nur gemeinsam bestehen.
Die besondere, vertrauensvolle Nachbarschaft der Landeskirchen hob der Lippische Landessuperintendent Dietmar Arends hervor. Er überbrachte die Grüße der benachbarten Lippischen Landeskirche und stellvertretend auch der Evangelischen Kirche im Rheinland. Er beschrieb mehr als 40 Themenfelder, in denen die benachbarten evangelischen Kirchen in Nordrhein-Westfalen zusammenarbeiten. Man habe, so Arends, jüngst vereinbart, diese Zusammenarbeit noch weiter zu intensivieren.
Die Synodentagung der Evangelischen Kirche von Westfalen findet noch bis zum Mittwoch, 27. November, in Bielefeld statt.
Weitere Infos unter: www.landessynode.de