Kirchengemeinde baut in der Innenstadt

Gütersloh: Architekturwettbewerb für Neubau an der Königstraße 6 ausgelobt

Kirchmeister Ulrich Roth, Architekt Roland Berner und Pfarrer Andreas Walczak-Detert (von links) vor dem Altbau am Berliner Platz. Bild: Regina Bojak

Gütersloh. Der Berliner Platz ist für Geschäftsläute eine herausragende Adresse. „Eine echte 1 A-Lage“, so Ulrich Roth, Kirchmeister der Evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh. 1958 hat die Gemeinde an der Norseite des Platzes das Gebäude an der Königsstraße 6 von Heinrich Zumbansen geerbt. Es stammt aus dem 19. Jahrhundert. Erste Einträge in den städtischen Bauakten finden sich 1834, ein erster Bauplan 1874, die Fassade zieren seit 1927 zwei charakteristische Erker mit abgerundeten Ecken.


Doch die Tage des schmucken Hauses sind gezählt: Die Evangelische Kirchengemeinde plant, das Gebäude abzureißen und an gleicher Stelle neu zu bauen. Kirchmeister Roth erklärt, warum: „1958 wurde das ursprünglich reine Wohnhaus umgebaut, damals ist auch die ‚Nordsee‘ eingezogen.“ Danach habe es außer kleineren Umbauten keine Renovierungen gegeben. Da in den letzten Jahren zunehmend Probleme aufgetreten seien, habe das Presbyterium eine mögliche Sanierung prüfen lassen. „Aber die Kosten würden ins Unermessliche gehen.“


Da das Gebäude nicht unter Denkmalschutz steht, wurde ein Neubau beschlossen. „Die Kirchensteuern reichen zum Erhalt der vielen Angebote der Kirchengemeinde nicht aus“, erläutert Roth. „Daher sind Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung wichtig.“ Das Presbyterium sei sich der exponierten Lage des Gebäudes wie seiner städtebaulichen Bedeutung bewusst und arbeite eng mit der Stadt Gütersloh zusammen.


Gern nahm die Kirchengemeinde den Vorschlag von Architektin Tanja Ehrhard-Schäfers auf. Die kreiskirchliche Baureferentin regte einen Architektenwettbewerb an. Unterstützung holte sich die Gemeinde bei Roland Berner vom Baureferat der Evangelischen Kirche von Westfalen. „Solche Wettbewerbe begleiten wir drei- bis viermal pro Jahr“, so der Architekt. Normalerweise gehe es aber um Gemeindehäuser, Kindergärten oder Seniorenheime. „Dies ist ein Sonderfall.“


Ausgelobt werden Preisgelder in Höhe von insgesamt 14.000 Euro. Sechs Architekturbüros beteiligen sich: „Grube, Jackel, Löffler“, Heitmann, Melisch und Reinhard Michel aus Gütersloh, Wannenmacher und Möller aus Bielefeld sowie Nickels aus Herford. Bis zum 19. September, haben sie Zeit, ihre Pläne einzureichen. Am 23. Oktober berät ein Preisgericht berät über die Entwürfe und kürt drei Favoriten. Die Jury bilden Architekten, Mitglieder des Presbyteriums und der Stadt sowie Baufachleute des Kirchenkreises und der Landeskirche. Alle eingereichten Entwürfe sollen anschließend in der Martin-Luther-Kirche ausgestellt werden.


Das Presbyterium legt großen Wert auf eine moderne, attraktive Fassaden- und Raumgestaltung. Der Neubau soll ein bis zwei Stockwerke höher als der bestehende und als reines Geschäftshaus mit Gastronomie im Erdgeschoss sowie Büros Kanzleien oder Praxen in den Obergeschossen geplant werden. Die zu erwarteten Investitionskosten schätzt Roth auf rund zwei Millionen Euro.


Wann das Bauvorhaben umgesetzt werden kann, ist noch unklar. Der Mietvertrag mit Nordsee laufe noch fünf Jahre, man sei aber im Gespräch. Roth kann sich gut vorstellen, weiterhin an das Fischrestaurant zu vermieten. In jedem Fall sei es im Sinne der Stadt, dass wieder ein Gastronomiebetrieb ins Erdgeschoss einzieht. In einem sind sich alle Beteiligten einig: „Die Königstraße 6 soll wieder eine Adresse werden.“

kj