Kreuzweg für die Schöpfung

„Anti-Atom meets Anti-Braunkohle“ – der einmonatige Pilgerweg von Gorleben bis zur Tagebaukante im rheinischen Garzweiler macht Station in Gütersloh

Der Pilgerzug für die Schöpfung bahnte sich seinen Weg zum Berliner Platz. Viele Passanten blieben stehen und staunten über das große gelbe Kreuz. Foto: CG

Pfarrerin Erika Engelbrecht moderierte die Kundgebung und warb für den Besuch und Kauf im Weltladen, direkt dahinter liegend. Foto: CG

Gütersloh. Gegen 18 Uhr an diesem Montag blieben die Passanten in der Innenstadt stehen und trauten ihren Augen nicht: Auf dem Weg zur Kundgebung auf dem Berliner Platz ging die Pilgergruppe „Kreuzweg für die Schöpfung“ mit großem gelben Kreuz voran durch die Fußgängerzone. Moderiert von Pfarrerin Erika Engelbrecht sprachen Michael Friedrich (Kreuzweg), Kurt Gramlich (Energiewende), Elisabeth Meier (Widerstand gegen B64n), Jan Elliger (Eine-Welt-Güterloh e.V.) vor etwa 60 interessierten Bürger*innen. Nach einer Einladung zu Kaffee und Kuchen mit der aramäischen Gemeinde in der St. Stephanus-Kirche am Nachmittag, zogen die Klimaaktivist*innen und ihre Gütersloher Gastgeber*innen nach der Kundgebung weiter zum Friedensgebet in die Apostelkirche. Danach gab es zum Abschluss der lokalen Aktion Abendessen und Nachtlager am Pävenstädter Weg in der Johanneskirche.

Der „Kreuzweg für die Schöpfung“ wird von einem breiten Bündnis von Klima- und Umwelt-Initiativen sowie Gruppen und Institutionen aus dem kirchlichen Bereich getragen und unterstützt. Der MÖVE-Ausschuss der evangelischen Kirche organisierte die Gütersloher Aktivitäten samt Abendessen und Übernachtungsmöglichkeiten für die Pilger*innen.

Erster Redner auf dem Berliner Platz war Michael Friedrich aus dem Wendland als Mit-Initiator des Kreuzweges. „Umweltschutz ist nicht nur linksradikal“, so Friedrich. Die Pilgerreise sei zugleich auch eine politische Kampagne und gleichzeitig die Verbindung von Anti-Atom und Anti-Braunkohle-Bewegung, sagte der Pilgersprecher. 

Daran schloss sich Elisabeth Meier an und sprach sich als bekennnende Katholikin gegen den Bau der geplante B64n-Trasse in Clarholz aus: „Diese Straße nützt wenig und schadet viel“, stellte sich Meier gegen noch mehr Flächen-„Frass“ und Versiegelung. Sie erinnerte an ein Wort des Papstes Franziskus: angesichts weltweiter Kriege und sozialer Ungerechtigkeiten „schreie“ der kranke Planet.

Jan Elliger vom „Eine-Welt-Gütersloh e.V.“ rief seine Zuhörer*innen zu mehr Engagement für die Welt und Rücksicht für die kommenden Generationen auf. Direkt vor dem Weltladen stehend warb Elliger gemeinsam mit Erika Engelbrecht für fairen Handel und Chancen für benachteiligte Produzenten weltweit.

Zum Abschluss der Kundgebung auf dem Berliner Platz wandte sich wortgewaltig Kurt Gramlich vom AK „Energiewende“ gegen lokale Flächenversiegelung. Er wies daraufhin, dass der Regionalplan lediglich 3,4 Hektar Verbrauch für ganz Gütersloh erlaube. „Der Stadtrat plant bis 2040 mit unvorstellbaren 400 Hektar Flächenverbrauch“, so Gramlich. Angesichts der Flutkatastrophe warnte er vor der Praxis der Fristverlängerungen beim Gewässerschutz im Gütersloher Ems-Gewässerkörper. „Die aktuelle Praxis der Politik verschiebt den Gewässerschutz auf kommende Generationen!“        (CG)