Liebe in Zeiten des Krieges

„Lieben, glauben und hoffen…“: Autorenlesung mit Gedichten und Musik in der Stadtkirche Rheda

Beeindruckten in der Stadtkirche: Olga Teske, Natalia Stuphorn und Dr. Norma Escobedo (v.l.). Foto: Kerstin Jacobsen

Rheda-Wiedenbrück. „Mein Buch handelt nicht vom Krieg“, sagt Natalia Stuphorn. „Es erzählt von Menschen, die sich in Kriegszeiten nach Frieden sehnen.“ Die aus Moskau stammende Musikerin und Malerin stellt ihren Debütroman „Lieben, glauben und hoffen…“ vor. In der Stadtkirche Rheda erlebten rund 40 Interessierte am vergangenen Dienstagabend eine anrührende Mischung aus Prosa, Poesie und Musik. Die Lesungen bereicherte die Lyrikerin Dr. Norma Escobedo de Driever. Sie rezitierte einige ihrer Gedichte, die Natalia Stuphorn in ihr Buch aufgenommen hat. Außerdem trugen Natalia Stuphorn (Saxofon) und Olga Teske (Klavier) einige Musikstücke für Saxofon und Klavier vor.

„Lieben, glauben und hoffen…“ schildert das Schicksal zweier junger Frauen: Die Ukrainerin Ljuba und die Deutsche Gerda leben im Zweiten Weltkrieg auf entgegengesetzten Seiten der Front. Die konzentriert lauschenden Zuhörer wurden Zeuge der Beklemmung Ljubas, als unter der neuen Sowjetherrschaft 1939 die Kirche entweiht und der Priester erschossen wird. Sie erlebten die Trauer der jungen Frau über den Tod der Großmutter, ihre Furcht vor den deutschen Besatzern und ihre 1941 aufkeimende Liebe zu Thomas, einem deutschen Soldaten: „Ach, wenn es doch den Krieg nicht gäbe!“


60 Jahre später sucht eine russlanddeutsche Familie eine neue Wohnung in Berlin. Zufällig erfährt Vera, die 1942 in der Ukraine geboren wurde: Sie ist das uneheliche Kind eines deutschen Wehrmachtsoffiziers und ihre neue Vermieterin Gerda ist ihre Tante…

Die Geschichte von Ljuba und Thomas, Gerda und Vera ist frei erfunden. Und doch hat sich ihr Schicksal tausendfach ganz ähnlich abgespielt. Die Anwesenden zeigten sich tief ergriffen von dem Vortrag. Hinzu kamen mal melancholische, mal fröhliche Kompositionen von Dr. Konrad Giebeler, Kurt Noack, Vittorio Monti und Astor Piazolla. Die virtuos vorgetragene Musik ergänzte und vertiefte das gesprochene Wort. Etliche Gäste nutzen die Gelegenheit, sich im Anschluss frisch erworbene Bücher und CDs signieren zu lassen und mit der Autorin ins Gespräch zu kommen. Pfarrer Rainer Moritz freute sich über das große Interesse an der Veranstaltung, mit der die Versöhnungs-Kirchengemeinde an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren erinnerte.

Natalia Stuphorn lebt seit 1996 in Deutschland. Ihr Großvater war Offizier der Roten Armee, beide Großväter ihres deutschen Ehemanns kämpften an der Ostfront. Auch ihre Mitstreiterinnen wandern kulturell gesehen zwischen den Welten: Die Pianistin und Sängerin Olga Teske kam 1997 aus Kasachstan nach Deutschland. Norma Escobedo de Driever wurde in Peru geboren, die Soziologin und Dichterin lebt seit 1990 in Deutschland.

„Lieben, glauben und hoffen“ ist in russischer wie in deutscher Sprache bei epubli Verlag als Taschenbuch oder E-Book erhältlich.

kj