Liebe Leserinnen und Leser!

Sommergruß des Superintendenten, Pfarrer Frank Schneider

Foto: iStockphoto/Tgordievskaya

Die italienischen Kinder waren die Ersten: Kurz nachdem die Ausgangsbeschränkung für alle angeordnet wurde, zeichneten sie bunte Regenbögen. Ergänzt mit dem Satz „andrà tutto bene“ („alles wird gut“), hingen die farbenfrohen Botschaften in den Fenstern von Bergamo und anderen Orten. Mit dem Corona-Virus und der folgenden Quarantäne kamen die Regenbogen-Bilder auch zu uns. Die Kinder durften nicht mehr in den Kindergarten und in die Schule, nicht mit Freundinnen und Freunden spielen. 
Die vielen Hoffnungszeichen auf den Fensterscheiben zeigten: Hier wohnen Kinder und sie malen eine Ermutigung für ältere Nachbarn, die Großeltern und für uns alle. Irgendwann hatten Kinder auch vor meinem Hauseingang auf den Platten mit Straßenkreide einen Regenbogen gemalt. „Bleibt gesund!“ hat-ten sie dazu geschrieben. Eine schöne Idee.

Die Geschichte der Arche Noah fasziniert seit Kindertagen. Gott schickt eine große Sintflut. Noah und seine Familie gehen mit den Tieren auf der Arche sozusagen in Quarantäne. Eine Erzählung der Bedro-hung und der Rettung. Die Taube mit dem Ölblatt im Schnabel kündigt für Noah und seine Familie vom Neubeginn. Und Gott sprach: „Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde“ (1. Mose 9,13). Gott setzt ein Lebenszeichen der Hoffnung, schließt einen neuen Bund mit seiner Schöpfung. Und: Mit dem Regenbogen erinnert Gott sich auch selbst an sein Versprechen, nicht mehr zu bereuen, uns Menschen geschaffen zu haben – unvollkommene, oft inkonsequente Menschen. In den Fluten des Lebens steht der Regenbogen für das „Ja“ zum Leben, das Gott mit diesem Zeichen verbunden hat – für Zukunft und Hoffnung.
„Alles wird gut!“ Das hoffen wir alle. Auch ich wünsche mir mein altes Leben zurück: Die Zusammenar-beit mit anderen, fröhliche und nachdenkliche Gottesdienste mit Musik, Gespräche mit Mitarbeitenden, Besuche. Selbst manche sonst so langweilige Arbeitssitzung vermisse ich. Und: Kirche auf Abstand – das geht nicht. Die richtige Begegnung, nicht nur am Bildschirm, gehört dazu. Aber: Die weltweite Corona-Krise dauert an und verlangt uns Geduld und Durchhaltevermögen ab. Großer Dank gilt allen, die in der Pflege, den Schulen und Kindergärten, in den Familien, der öffentlichen Verwaltung, den Rettungsdiens-ten so viel geleistet haben. 

Die Krise zeigt Stärken und Schwächen unserer Weltgemeinschaft.  Sie stellt unsere Lebensweise und unseren Konsum in Frage. Viele wirtschaftliche Existenzen sind gefährdet. 
Die Menschheitsaufgabe, diese Krise zu meistern, schaffen wir nicht in nationalen Grenzen. Es gelingt nur, wenn wir uns darauf besinnen, dass wir Teil dieser unglaublich schönen, auch mit Schrecken und Tragik behafteten Schöpfung sind, wie alles, was lebt auf diese Erde und danach handeln. Der Regenbo-gen ist Zeichen unserer Freiheit und der Verantwortung für Gottes Welt. 
Bleiben Sie behütet! 

Ihr Frank Schneider

Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Gütersloh