Lieder und Lesungen zum besinnlichen Ausklang der Weihnacht

Das 100jährige Vorbild zum atmosphärischen Gottesdienst wird in Großbritannien von der BBC übertragen – sogar die königliche Familie hört zu

Musikalische Genüsse verschenkten die fünf Meisterbläser vom Bläserquintett „Hellwech-Blech“ (v.l.): an der Posaune Gunter Schmidt aus Dortmund, an den Trompeten der Mann aus Rheda-Wiedenbrück, Maurice Vaughan und Jürgen Ewert aus Hamm, Withold Baczkowski aus Lippstadt am Waldhorn und Ralf Böbel an der Tuba aus Holzwickede. Foto: CG

Initiatorin und Kantorin Angelika Riedel begleitete an Klavier und Orgel und schenkte allen Zuhörenden das bewegende „Mariä Wiegenlied“ von Max Reger. Foto: CG

Eine für alle – die Lektorin Johanna Klodt aus Herzebrock rezitierte aus dem zweiten Kapitel des Lukas-Evangeliums. Foto: CG

RHEDA-WIEDENBRÜCK – In der weihnachtlich geschmückten Stadtkirche von Rheda waren die Reihen am Sonntag nach Weihnachten voll besetzt. Die vierte Auflage des stimmungsvollen Gottesdienstes „Lieder & Lesungen“ nach dem britischem Vorbild „Nine lessons and carols“ lud alle Generationen ein zu einer besinnlichen Atempause. So bunt wie die lange Liste der Interpreten und Vortragenden waren die musikalischen und rezitativen Beiträge. Kantorin Angelika Riegel und ihr Mann Christoph erwiesen sich als versierte Regisseure eines vielschichtigen Geschehens unter begeisterter Mitwirkung der großen Gemeinde.

Es war im Jahr 1918, am Ende des I. Weltkrieges; in dieser Zeit entstand in Cambridge – auf der Suche nach neuen Antworten nach der Katastrophe – eine völlig neue Form eines weihnachtlichen Gottesdienstes. Klassische Lieder zur Weihnacht und neun biblische Lesungen schlugen die Brücke von den Verheißungen der alttestamentlichen Genesis über die Weissagungen der Propheten bis hin zu den weihnachtlichen Geschichten bei den Evangelisten. Besondere musikalische Höhepunkte setzten die fünf Meister des Bläserquintetts „Hellwech-Blech“ und Angelika Riegel an Klavier und Orgel. Besonders wussten die beiden Wiegenlieder – „Mariä Wiegenlied“ von Max Reger am Klavier und dem Weihnachtswiegenlied der Bläser von John Rutter, arrangiert von Ralf Böbel – zu bewegen.

Die zehn Lektor*innen der Versöhnungs-Kirchengemeinde: Christoph Riegel (Rheda), Sabine Schmalhorst (Wiedenbrück), Tobias Wellerdiek (Rheda), Johanna und Anja Klodt (Herzebrock), Claudia Heimann (Wiedenbrück), Bernhard Günnewig (Clarholz), Bernhard Stölzel (Rheda), Edgar Klose (Langenberg) und Birgit Götz (Rheda) nahmen ihre Zuhörer*innen ‚an die Hand‘ und lasen die ursprünglichen biblischen Texte, aus denen sich in einer 2000jährigen Wirkungsgeschichte weltweit die verschiedensten Weihnachtsbräuche entwickelt haben. Ein Vergleich der puren Klarheit Jahrtausende alter Texte mit der oft schillernden Botschaft weihnachtlicher Bräuche unserer Tage ließ Raum für Nachdenklichkeit.

Ebenso wirkten die Texte und Melodien der alten Lieder zur Weihnacht mit ihrer einladenden frohen Botschaft: „Der Cherub steht nicht mehr vor dem Paradies – der Eintritt ist frei.“ Man stelle sich die Auswirkungen eines Ernstnehmens dieser radikalen Botschaft vor. Mit dem gespendeten Segen – vor einem letzten Bläsergruß mit „We wish you a merry christmas“ – erinnerte Christoph Riegel an die Kollekte für das „Hammer Forum“, das sich seit 1991 für die medizinische Versorgung von Kindern in Krisengebieten einsetzt. Den Kindern in der Stadtkirche gefiel vor allem das „Eia, eia, susani, susani“ im „Vom Himmel hoch, o Engel kommt“. Es war eine Wonne die ganz jungen Stimmen herauszuhören.             (CG)