Maler der Reformation

Gütersloh: Vortrag über Lucas Cranach d.Ä. und die Cranachschule als Malwerkstatt der Reformation

Bärbel und Ulllrich Felchner zeigten sich beeindruckt von Sonja Poppe (v.l.) und ihrem Buch. Foto: Kerstin Jacobsen.

Gütersloh. Zur Ausbreitung der Reformation hat die Malerei einen wesentlichen Beitrag geleistet, so die Autorin Sonja Poppe. Auf Einladung des Fördervereins Historische Kirchen war sie jetzt in der Apostelkirche zu Gast. Mit vielen Bildern und Toneinspielungen stellte sie einem hochinteressierten Publikum ihr Buch „Bibel und Bild - die Cranachschule als Malwerkstatt der Reformation“ vor.

 

„Bitte schließen Sie die Augen und stellen sich Martin Luther vor“, bat sie zu Anfang. „Ich bin sicher, Sie sehen ein Bild von Lucas Cranach dem Älteren.“ Wie kaum ein anderer habe der um 1472 im oberfränkischen Kronach geborene Künstler und die von ihm gegründete Malwerkstatt die Bildsprache der Reformation geprägt, er sei einer der bedeutendsten deutschen Maler und Grafiker der Renaissance.

 

Kenntnisreich zeichnete Poppe den Lebenswerk Cranachs nach, der als Hofmaler der sächsischen Kurfürsten in Wittenberg soviel verdiente wie ein Universitätsprofessor und ein eigenes Wappen geführt. Er habe Martin Luthers Bibelübersetzung illustriert und unzählige Lutherportraits gemalt – zunächst als Mönch, dann „heldenhaft als Junker Jörg“, als verheirateter Mann und Gelehrter und schließlich als friedlich Entschlafener auf dem Totenbett. Er sei mit Kurfürst Friedrich dem Weisen ebenso wie mit Luther und anderen Reformatoren befreundet gewesen. Poppe: „Gemeinsam mit den Reformatoren entwickelte Cranach eine neue Bildersprache für den Glauben.“ Augenfällig werde diese besonders in „Gesetz und Gnade-Bildern“: Hier stehen sich der Weg des mosaischen Gesetzes, das den Sünder nicht vor dem Fegefeuer retten kann und der Weg der Erlösung durch den Glauben an Christus gegenüber. Eine Zusammenfassung reformatorischer Theologie zeige auch der Reformationsaltar in der Wittenberger Stadtkirche.

 

Lucas Cranach d.Ä. war, so Poppe, „gleichermaßen Unternehmer und Künstler“. Er spekulierte mit Immobilien, besaß eine Apotheke mit Weinausschank und eine Druckerei, die Luthers Schriften vervielfältigte. Außerdem war er Ratsherr und Bürgermeister. Und er gründete eine Malwerkstatt, die schnell und effektiv Bilder geradezu in Massen produzierte. Rund 5000 Werke sind bis heute erhalten. Nach seinem Tod im Jahr 1553 übernahm sein Sohn Lucas Cranach der Jüngere die Werkstatt. Als dieser 1586 starb, folgte sein Sohn Augustin.

 

Das Publikum bedachte Sonja Poppe für ihren bildreichen Ausführungen mit herzlichem Applaus, einige Exemplare ihres Buches wechselten den Besitzer. Auch Vereinsvorsitzender Ullrich Felchner zeigte sich begeistert: „Wir warten auf Ihr nächstes Buch und laden Sie dann wieder ein!“
kj