Menschen machen sakralen Raum erst lebendig

Jubiläum I: Festgottesdienst 50 Jahre Jesus-Christus-Kirche Sennestadt

Pfarrer Wilhelm Zahn, Kirchmeister Dieter Stier, Superintendent Frank Schneider, Presbyterin Arnika Puissant und Pfarrer Jens Hoffmann (v.l.) gestalteten gemeinsam den Festgottesdienst zum 50. Jubiläum der Jesus-Christus-Kirche. Foto: Birgit Lange

SENNESTADT– Am ersten Sonntag nach Ostern jährte sich auf den Tag genau die Einweihung der Jesus-Christus-Kirche vor 50 Jahren. Diesen Anlass feierte die Kirchengemeinde Sennestadt mit einem Festgottesdienst, in dem Frank Schneider, Superintendent des Kirchenkreises Gütersloh, die Festpredigt hielt. Anschließend war genug Zeit, um beim Kirchcafé Erinnerungen auszutauschen.

Schon vor zwei Jahren begann die Gemeinde, sich auf das Jubiläum vorzubereiten. Dieter Stier, Kirchmeister und im Presbyterium für Finanzen und Bauten zuständig, reiste im Februar 2014 ins Baukunstarchiv der Akademie der Künste in Berlin. Dort suchte er nach Original-Unterlagen und -Zeichnungen für die Reparatur des Kirchendaches und fand außerdem Akten des Architekten Professor Dieter Oesterlen über den Bau.

Stier fand heraus, dass bei der Planung des Bielefelder Stadtteils Sennestadt durch den Städteplaner Hans Bernhard Reichow auch ein Kirchenbau vorgesehen war. Man erwartete, dass rund 15.000 Menschen dorthin ziehen würden. Für sie sollte eine so genannte Zentralkirche entstehen. Die Entscheidung im Wettbewerb fiel zunächst auf einen anderen Entwurf, der aber aus statischen Gründen nicht umgesetzt werden konnte. Die Arbeit des Architekten Oesterlen, die wegen eines Formfehlers zunächst aus dem Wettbewerb ausgeschlossen werden musste, erhielt zu guter Letzt den Zuschlag und wurde umgesetzt. Der Grundstein wurde am 09. Juni 1963 durch den damaligen Superintendenten Heinrich Lohmann gelegt, das Richtfest fand am 30. Oktober 1964 statt.

Der Architekt Dieter Oesterlen (1911 – 1994) verwirklichte keinen klassischen Kuppelbau. Er vollzog stattdessen eine Hinwendung zur Moderne. Er verwendete neben Sichtbeton – das Baumaterial der 1960er Jahre – und Stahl roten Klinker, der Wärme vermittelt. Wichtig für den Architekten war die Einbeziehung sakraler Kunst in den Kirchenbau.

„Die Korrespondenz zwischen der Natur außen und dem Innenraum war ihm sehr wichtig“, erläuterte Dieter Stier. Mit den 41 und 47 Metern hohen Türmen wird, so Stier weiter, der gesamte Kirchenbau auf einer Erhebung wie auf einem „Altar“ des Bullerbachtales „präsentiert“. Die Fortführung des Tales soll sich in den beiden verwinkelt gestellten Türmen darstellen.

Nach vierjähriger Bauzeit weihte Präses Dr. h.c. Hans Thimme die Kirche am 03. April 1966 ein. Im Februar 1967 wurden die vier Glocken geliefert. Die Einweihung der Orgel fand am 4. Advent 1971 statt und bildete den Abschluss des großen Kirchenbauprojektes der Evangelischen Kirchengemeinde Sennestadt. Seitdem war es immer wieder nötig, Reparaturen an der Kirche auszuführen. So wurde 2013 das Kirchdach saniert. Reparaturen an den hölzernen Schallluken und eine damit verbundene Sanierung der Türme stehen an, erklärte Stier. Neben allen baulichen Erfordernissen aber wird „der Raum erst dann zum wirklichen Kirchenraum, wenn er mehr ist als gebaute Liturgie.“ – zierte der Kirchmeister den Architekten Dieter Oesterlen. Damit wollte Oesterlen zum Ausdruck bringen, dass die Menschen in der Gemeinde ihre Kirche mit Leben erfüllen sollten.

In seiner Predigt knüpfte Superintendent Frank Schneider an diesen Wunsch des Architekten an.

Die Evangelische Kantorei Sennestadt, Vokalensemble der Kantorei Sennestadt, das Kantoreiorchester und Solisten gestalteten unter der Leitung von Kantorin Dorothea Schenk den Gottesdienst musikalisch. Dieter Stier/fra