Menschen suchen nach der Wahrheit

Top-Journalist und Kirchentagspräsident Leyendecker stellt bei Pfarrkonferenz den Pavillon der guten Nachricht vor

RHEDA-WIEDENBRÜCK – Auf die Frage „Wollen Leute gute Nachrichten hören?“ antwortete der Top-Journalist und Kirchentagspräsident Hans Leyendecker (69) kurz und eindeutig mit „Ja.“ Für zwei Stunden war der ehemalige Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung vor kurzem auf der Pfarrkonferenz des Evangelischen Kirchenkreises Gütersloh in Rheda zu Gast. Er stellte nicht nur den „Pavillon der guten Nachricht“ vor, den es auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag, der vom 19. bis 23. Juni in Dortmund stattfinden wird, geben wird. Er breitete auch seine Sicht über die aktuelle Lage des Journalismus in Deutschland und weltweit aus.
Im Gemeindehaus der Versöhnungs-Kirchengemeinde Rheda-Wiedenbrück begrüßten Superintendent Frank Schneider aus Gütersloh und Orts-Pfarrerin Sarah Töws den gebürtigen Brühler. Anschließend sprach Leyendecker im Rahmen der monatlichen Pfarrkonferenz vor Vertretern der 17 Gemeinden des Evangelischen Kirchenkreises Gütersloh. Leyendecker berichtete auch, dass er vor vielen Jahren zum evangelischen Glauben übergetreten sei und dass er seit 1975 evangelische Kirchentage besuche. Seit 2011 ist er Mitglied der Präsidialversammlung des Kirchentages und wurde 2017 für den im Juni stattfindenden 37. Kirchentag zum Präsidenten gewählt.
„Hans Leyendecker zählt zu den profiliertesten Investigativ-Journalisten Deutschlands“, stellte Superintendent Schneider den Gast vor. Mit seinen Recherchen deckte der 69-Jährige weltweit Skandale auf, zuletzt die unter „Panama-Papers“ bekannt gewordene Affäre. An dieser Aufdeckung, so Leyendecker, waren 400 Journalisten aus 80 Ländern beteiligt. Auch an der Entdeckung der Parteispenden-Affäre um Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl (2017 gestorben) Ende der 1990er Jahre war er beteiligt.   
Aus diesen Erfahrungen entwickelte Leyendecker in seinem Vortrag die These: „Gute Nachrichten entwickeln sich langsam.“ Schlechte tauchten auch wegen langer verborgener Recherche im Hintergrund plötzlich auf und nähmen daher kurzfristig viel Raum ein. Der „Ort der guten Nachrichten“, der zum Kirchentag in einem Pavillon eingerichtet wird, legt einen neuen Schwerpunkt.
Außerdem machte Hans Leyendecker deutlich, dass er für „Kirche und Journalismus in der derzeitigen ‚Not‘ eine Chance“ sieht. Der Kirche liefen die Gläubigen weg, den Zeitungen die Leserinnen und Leser: Diese bedrückende Gemeinsamkeit könne zum Anlass für Veränderungen genommen werden. „Wir müssen den Menschen erklären, was besser geworden ist“, forderte er Kirchengemeinden und Verlage auf. Zuversicht fügte er an, „ein starker Kern wird übrig bleiben.“ Denn, im Glauben wie im Journalismus gehe es um die Suche nach der Wahrheit. „Menschen suchen nach Bestätigung ihrer Meinung und ihrer Wahrheit“, so Leyendecker. Die Aufgabe der Journalisten sei, belastbare Tatsachen zu recherchieren und nicht Meinungen zu bedienen. Guter, solider Journalismus habe eine Zukunft, ist er sich sicher.        (fra)
Weitere Informationen zum Kirchentag unter www.kirchentag.de