Sennestadt. Mit einem Kantatengottesdienst und der Bachkantate „Sei Lob und Ehr dem höchs-ten Gut“ (BWV 117) unter der Leitung von Dorothea Bödeker-Schenk feierte die Kirchenge-meinde Sennestadt die Ernennung ihrer langjährigen Kantorin zur Kirchenmusikdirektorin (KMD). Dabei wirkten mit Eike Tiedemann, (Alt, wundervolle leichte Brillanz), Michael Mar-seille (Tenor, grandiose Höhen) und Andreas Jören (Bass, bewegende Interpretation mit satter Tiefe); an der Orgel war Engelbert Schön zu hören. Außerdem waren das erweiterte Kantorei-orchester Sennestadt sowie die Kantorei und das Vokalensemble Sennestadt zu hören, die aus-drucksstark diese Bachkantate interpretierten. Die Ev. Kinder und Jugendkantorei beschenkte die Gottesdienstgemeinde mit einem wundervollen, fröhlichen Segenslied.
In dem Festgottesdienst überreichte Pfarrer Frank Schneider, Superintendent des Ev. Kirchen-kreises Gütersloh, die Urkunde. In seiner Ansprache betonte der Superintendent, der Ehrentitel einer Kirchenmusikdirektorin werde auf Antrag des Presbyteriums für überragende Leistungen und eine überregionale Wirksamkeit auf kirchenmusikalischem Gebiet durch die Kirchenleitung verliehen. „Überragende Leistungen und überregionale Wirksamkeit“ bringe das Wirken von Frau Bödeker-Schenk in Sennestadt an der Jesus-Christus-Kirche und in Bielefeld auf den Punkt. So sei es im Gottesdienst erlebbar gewesen.
Fast ein Vierteljahrhundert, seit dem 01. Januar 2001, ist Dorothea Bödeker-Schenk als Kanto-rin auf der „A-Stelle“ in der Kirchengemeinde Sennestadt tätig. Geboren und aufgewachsen ist sie im Osnabrücker Land in der Nähe von Melle. Früh hat sie Flöte, Klavier und das Orgelspiel erlernt. Mit dreizehn Jahren war ihr schon klar, dass sie Kirchenmusikerin werden möchte.
Nach dem Abitur hat sie Schulmusik, Kirchenmusik-A und Musikerziehung an der Musikhoch-schule in Lübeck studiert. Weitere Studien führten sie nach Groningen/NL. Sie nahm an zahl-reichen Meisterkursen teil. Nach dem Studium übernahm Bödeker-Schenk die erste Kantorin-nenstelle in Ratekau (Lübeck Richtung Timmendorfer Strand) in der alten Feldsteinkirche. Zum Jahreswechsel 2000/2001 zog sie nach Bielefeld-Sennestadt um. Seitdem besuchte sie regelmä-ßig Fortbildungen im Orchester-Dirigieren, insbesondere bei Prof. Joachim Harder (Musikhoch-schule Detmold). Konzertreisen in das In- und Ausland folgten.
Im Februar 2006 übernahm Bödeker-Schenk zusätzlich zu ihrer A-Kantorenstelle einen Lehr-auftrag für die Leitung des Universitätschores an der Bielefelder Universität. Sie leitet außerdem die Evangelische Kantorei Sennestadt, das Vokalensemble Sennestadt, das Kantoreiorchester sowie den Kinderchor und die Jugendkantorei. Frank Schneider: „So erreichen Sie durch-schnittlich 200 Beteiligte. Mit der Aufführung großer Oratorien gehen Sie auch in die Oetker-halle mit mehr als 1000 Zuhörenden.“
Zu den größten Aufführungen der vergangenen Jahre mit renommierten Solisten, Ensembles und Orchestern zählten u. a. die Oratorien Haydns (Schöpfung, Jahreszeiten), die Requien von Mozart, Brahms und Verdi, die 2. Sinfonie "Lobgesang", der Elias und der Paulus von Men-delssohn, Bachs Weihnachtsoratorium, Matthäus- und Johannes-Passion sowie Bruckners Te Deum und Händels Messias. „Es gibt Leute, die gehen in Kantatengottesdienste und gehören keiner Religion an. Trotzdem fühlen sie sich mit dieser Musik in der Kirche wohl. Kirchenmu-sik erreicht Menschen in großer Breite und oft in existenzieller Tiefe“, fasste Frank Schneider die Wirkung ihrer Tätigkeiten zusammen.
Die Predigt hielt Pfarrer Volker Gravemeier. Er ging auf den Text und die Musik der Kantate ein und hob insbesondere die Bedeutung des Dankens und Lobens hervor: Wer danken und sich freuen könne, der könne auch hoffen und Gott aus vollem Herzen loben – als Ausdruck einer grundsätzlichen Lebenshaltung, betonte er und fügte an, „eine hochoffizielle Form des Dankes ist der Ehrentitel Kirchenmusikdirektorin – auf Deutsch heißt das nichts anderes als: diese begabte Frau kann mit ihrer Kunst Seelen beleben, trösten, glücklich machen und stär-ken.“
Aus fünf Kirchenkreisen und drei Landeskirchen kommen Musiker und Musikerinnen der Sen-nestädter Kantorei zu den Proben nach Sennestadt, weil Frau Bödeker-Schenk überragendes leistet, so Gravemeier weiter. „Das bedeutet, dass sie ausgezeichnete und eine sehr freundliche und zugewandte Probenarbeit mit ihren Chören macht und das seit 24 Jahren“, dankte er der neuernannten KMD. Der Kern der evangelischen Kirchenmusik sei Luthers Überzeugung „Al-lein Gott die Ehre“, aber zugleich sei es diese Musik, die die Kraft habe, die Seelen der Men-schen zu beleben, zu trösten, glücklich zu machen und zu stärken.
Im Anschluss an den Kantatengottesdienst gab es Gelegenheit bei einem Empfang im Gemein-dehaus an der Jesus Christus Kirche der Kirchenmusikerin zu gratulieren. Grußworte sprachen der Vorsitzende des Vereins „Freunde und Förderer der Kantorei Sennestadt“ Reinhard Bogdan (Pfr. im Ruhestand aus Schloß Holte - Stukenbrock), Susanne Hüser (Presbyterin Sennestadt) und Kirchenmusikdirektor Lothar Mohn (Hannover und erster Orgellehrer der Kirchenmusikdi-rektorin) sowie der Vater von Dorothea Bödeker-Schenk (und Pfarrer im Ruhestand). fra