Mit Wolle und Nadel gemalt

Ausstellung Web-Art Retrospektive der Künstlerin Ute Kugel-Erbe in der Apostelkirche

Ute Kugel-Erbe vor ihrem Werk „Die Antarktis klagt an“. Foto: Kerstin Jacobsen

Gütersloh. Vor über 30 Jahren hat Ute Kugel-Erbe das Weben für sich entdeckt. Nach einem handtuchgroßen Erstlingswerk ging sie gleich in die Vollen: 100 mal 65 Zentimeter misst ihr „Schmetterlingsflügel“, der bis zum 28. Februar gemeinsam mit 20 anderen gewebten Kunstwerken in der Gütersloher Apostelkirche zu sehen ist.

Die Werke haben mit üblichen Wandteppichen nichts gemein. „Ich wollte keine Teppiche machen, ich wollte Bilder malen.“ Und so wirken die Werke aus der Entfernung, als seien sie mit Farbe und Pinsel entstanden. Erst bei näherer Betrachtung sind dicht gewebte Fäden in teils gedeckten, teils leuchtenden Farben zu erkennen. Die verschiedenen Stärken und Materialien von feiner Seide bis zur dicken Wolle verleihen den Bildern Tiefe und Struktur. Dabei bleibt nichts dem Zufall überlassen. Bevor Ute Kugel-Erbe zu Nadel und Faden greift, spannt sie eine exakte Zeichnung unter die Kette. „Schon die erste Reihe bestimmt das ganze Bild“, betont sie. „Was gewebt ist, ist gewebt, da können Sie später nichts ändern.“ Beim Gestalten hat die Künstlerin die Diagonale für sich entdeckt. Deren Einsatz verleiht ihren Werken Dynamik und Lebendigkeit.


Auch sonst lohnt es sich, genauer hinzuschauen: In den auf den ersten Blick harmonisch wirkenden Bildern, die sämtlich die Natur zum Thema haben, verbirgt sich eine ebenso leise wie intensive Gesellschaftskritik. So entpuppt sich eine imposante Gebirgslandschaft als trocken gefallener Wasserfall, Zeugnis der Versündigung des Menschen an der Natur. Geradezu fröhlich bunt kommt „Die Antarktis klagt an“ daher. Doch eine blutrote Hand greift nach den abgebildeten Pinguinen, die sich angstvoll aneinander drängen.


Wie lange sie für ein Web-Art-Bild braucht, vermag die Künstlerin nicht zu sagen. „Diese Arbeit ist wie Meditation. Da sind Sie ganz bei sich, da achten Sie nicht auf die Zeit.“


Die Web-Art Retrospektive ist die letzte vom scheidenden Vorstand des Fördervereins Historische Kirchen verantworte Ausstellung. „Es wäre schön, wenn sich dieses Kulturspektrum weiter mit Farbe füllt“, sagt Ullrich Felchner mit leisem Wehmut.

kj