Kirchenkreis. Die Integration von Menschen verschiedner Religionen und Kulturen ist derzeit ein großes Thema. Es hat auch rund 20 kirchliche Lehrkräfte an westfälischen Berufskollegs beschäftigt, die sich jetzt im Rahmen einer Studienfahrt nach Israel und Palästina weitergebildet haben. Manche reisten mit Ehepartnern oder anderen Angehörigen, so dass die Gruppe 32 Personen umfasste.
Eine von ihnen ist Erika Engelbrecht, die neben ihrer halben Pfarrstelle in Gütersloh-Mitte am Carl-Miele-Berufskolleg Religionsunterricht erteilt. „Natürlich haben wir viele archäologische Stätten etwa in Tiberias, Jericho, Bethlehem und Jerusalem besucht“, erzählt sie. „Aber besonders haben uns pädagogische Einrichtungen interessiert.“ Das Miteinander der Religionen sei dabei ein Schwerpunkt gewesen. Denn an westfälischen Berufskollegs gebe es keinen konfessionellen Religionsunterricht: „Wir müssen Muslime genauso ansprechen wie andere Ungetaufte, kirchenferne Christen und fromme Russlanddeutsche.“
So besuchte die Gruppe etwa die stark islamisch geprägte Universität im palästinensischen Hebron. Im Gespräch mit Studierenden erfuhren die deutschen Gäste von deren Zukunftssorgen. „Sie bekommen eine gute Ausbildung, haben aber kaum Perspektiven“, so Engelbrecht. In Bethlehem lernten die Lehrerinnen und Lehrer das von Dr. Mitri Raheb gegründete Begegnungszentrum Dar annadwa Aduwalia (arabisch: „Haus weltweiter Begegnungen“) kennen. Die ökumenische Einrichtung trägt unter anderem eine Schule und eine Akademie für Erwachsenenbildung. „Bildung ist der Schlüssel zur Teilhabe“, zitiert Erika Engelbrecht Dr. Raheb. Der Pfarrer an der Bethlehemer Weihnachtskirche hat in Deutschland studiert und engagiert sich für das friedliche Zusammenleben von Juden und Palästinensern.
Eine weitere Station war die von dem Deutschen Theodor Fliedner gegründete Schule Talitha Kumi (hebräisch: „Mädchen, steh auf!“) in Beit Jala. Hier werden christliche und muslimische Palästinensermädchen gemeinsam unterrichtet, die Schule hat sich der religiösen Toleranz verschrieben. „Bei der Besichtigung wurde uns ein Hintereingang gezeigt mit der Bemerkung: Wenn die Hauptstraße mal wieder gesperrt ist, können die Kinder hier raus nach Hause gehen“, erinnert sich Engelbrecht.
Auf der Fahrt durch das Land sahen die Deutschen oft die Mauer, mit denen der Staat Israel sein Kernland vom palästinensischen Westjordanland abschottet. „In den israelischen Gebieten sieht es mancherorts aus wie im Schwarzwald, so grün ist es“, erklärt Pfarrerin Engelbrecht. Anders in Palästina: Hier sei der Wassermangel allgegenwärtig.
Die ungleichen Lebensbedingungen der Menschen unterschiedlicher Völker und Religionen im Heiligen Land erlebt zu haben, macht Erika Engelbrecht zu schaffen. Dass es auch anders geht, hat sie in „Neve Shalom“ (hebräisch: „Oase des Friedens“) erlebt. In der 1972 gegründeten Dorfkooperative leben jüdische und palästinensische Bürger friedlich zusammen. Sie liegt gleichweit entfernt von Tel Aviv, Jerusalem und Ramallah. „Christen, Juden und Muslime – über Abraham sind wir doch alle verwandt“, sagt Engelbrecht. Extremisten gebe es leider in jeder Religion. Doch für die meisten gelte:„Wir wollen im Grunde dasselbe: Frieden, ein gelingendes Miteinander und Gottes Begleitung.“
kj