Musiker „mit Hand und Fuß“

Evangelische Kirche Ummeln: Kreiskantor Johannes Vetter wird am 14. April in sein Amt eingeführt

Trägt gerne Hut: Kreiskantor Johannes Vetter. Foto: Susanne Freitag

Kirchenkreis. „Wer nur etwas von Musik versteht, versteht auch davon nichts.“ Diesen Satz von Hanns Eisler hat sich Johannes Vetter zum Motto erkoren. Der Wahl-Bielefelder ist seit Anfang Februar als Nachfolger von Judith Gröne sowohl Kantor der evangelischen Kirchengemeinde Ummeln als auch Kreiskantor des Evangelischen Kirchenkreises Gütersloh. In dieses Amt führt ihn Superintendenten Christian Heine-Göttelmann am Sonntag, 14. April, ein. Der Festgottesdienst beginnt um 10 Uhr in der Evangelischen Kirche Ummeln. Es singt der Eine-Welt-Chor, anschließend lädt der Kreissynodalvorstand im Gemeindehaus zum Empfang. Um 17 Uhr gibt der neue Kreiskantor in der Ummelner Kirche ein Konzert mit dem Titel „Zwischen Gestern und Morgen”.

 

Von Musik versteht der 1952 in Velbert geborene Vetter einiges: Nach dem Abitur 1971 studierte er Kirchenmusik an der Folkwang Hochschule Essen, 1977 schloss er das Studium mit dem A-Examen ab. „Dann habe ich mich vorerst von der Kirchenmusik verabschiedet“, erzählt Vetter. So war er von 1980 bis 1983 als Lektor und Übersetzer in einem Verlag in der albanischen Hauptstadt Tirana tätig. Zurück in Deutschland, wandte sich Vetter wieder der Kirchenmusik zu, arbeitete unter anderem in Ratingen-Hösel und Düsseldorf. 1991 kam er nach Bielefeld und war bis 2006 Kantor der Zionsgemeinde Bethel, seit 2002 darf er sich „Kirchenmusikdirektor“ nennen. Nächste berufliche Station war Essen. Vetter war hier von 2006 bis 2008 Kantor der Kreuzeskirche und der Marktkirche in der Innenstadt sowie künstlerischer Leiter des Forums Kreuzeskirche.

 

Seit 2009 ist Vetter freiberuflich unterwegs: Er gibt Konzerte, hält Vorträge, schreibt für Zeitungen und ist als freier Trauerredner tätig. Auch für diese Arbeit hat er ein Motto: „Musik mit Hand und Fuß“. Ob Konzert oder Trauerfeier, „es geht darum, eine Erlebniskurve zu schaffen.“ Am Herzen liegt Vetter die Erforschung der Orgeltradition der Großstadtsynagogen im 19. und 20. Jahrhundert. Er will diesen bedeutenden Beitrag der jüdischen Tradition zur deutschen Kultur würdigen: „Der Holocaust hat eben nicht alles totgekriegt!“ Einmal jährlich gibt er ein Orgelkonzert in der jüdischen Gemeinde in Bielefeld.

 

Beweisen muss sich Vetter nichts mehr: „Erfolg und Misserfolg ist für mich nicht mehr so existenziell wie früher“, sagt er gelassen. So genießt er auch Hausmannstätigkeiten sowie freie Zeit mit Ehefrau und Tochter. Und freut sich darüber, dass er für Kirchengemeinde und Kirchenkreis zusammen „nur“ eine 60-Prozent-Stelle hat.

 

Als Kreiskantor ist Vetter der Kontakt zum Superintendenten wie zu Kolleginnen und Kollegen in den Gemeinden wichtig. „Dann können wir überlegen, wo es gemeinsame Schwerpunkte und Kooperationsmöglichkeiten gibt.“ Der Musiker sieht sich als Begleiter, Impulsgeber und Brückenbauer. „Wichtig ist, langfristig zu denken. Wenn das gelingt, sind wir auch künftig kirchenmusikalisch gut aufgestellt.“

kj