UMMELN. Wer sich vielleicht im Vorfeld des Konzertes fragte, ob die in die Jahre gekommene Kleuker-Orgel und das elektronische Keyboard überhaupt zusammenfinden würden, wurde von den beiden Organisten Marianne und Matthias Nagel in eine neue, ungewöhnliche Klangwelt entführt. Der begeisterte Applaus der etwa 40 Konzertbesucher*innen auf der Empore gab dem Musikerehepaar über die Maßen Recht! Die Zuhörer*innen freuten sich hingerissen und aufmerksam bis zur Zugabe in einer zärtlich-verträumten Weise mit leichten Western-Attitüden. Pfarrerin Annette Kleine bedankte sich für diesen „besonderen musikalischen Genuss“ ohne Gage und für die Orgelrestauration.
Zum Auftakt – in diesen schweren Zeiten – präsentierten die Musizierenden eine Uraufführung der „Toccata for Ukraine“ von Matthias Nagel. Sofort blitzte das feinsinnige, intime Zusammenspiel auf: Mit Anklängen an slawische Tänze von melancholisch bis alarmistisch. Suchend, sehnend und fragend kam das „Ist da jemand“ von Adel Tawil daher, begleitet vom „From a distance (God is watching us) von Julie Gold.
In seiner 20-jährigen Praxis moderierter Werkstattkonzerte nahm Matthias Nagel die Konzertgäste mit auf eine Klangreise mit zahlreichen Stationen quer durch die Jahrhunderte. Am Choralvorspiel „Ich rufe zu Dir“ von Johann Sebastian Bach zeigten die beiden Orgelspieler*in wie sehr sich die barocke Variante speziell eignet für den Dialog zweier sehr unterschiedlicher Tasteninstrumente. Im „Präludium in C-Dur“ aus den acht kleinen Präludien und Fugen – ebenfalls Bach zugeschrieben – antwortete das Keyboard in klingendem Register, um kurz darauf mit der Kirchenorgel wieder zu verschmelzen.
Mit „Intermezzo“, „Gavotte“ und „Froher Sinn“ schenkten Nagels ihrem Publikum drei sehr feine Stücke aus der Salonmusik mit fröhlichem Spannungsbogen. Bei der barocken Gavotte imitierte das Keyboard in Cembalo-Manier das höfisch Tanzbare. Es schlossen sich drei Eigenkompositionen Nagels an: „Happy Pipes“, „Development“ und ein „Opener“ mit Ansätze von Improvisation, teils nicht ausnotiert mit finalen Ausflügen in Jazz, Rock und Pop. Es gab begeisterten Szenenapplaus.
Mit sozialkritischen Aussagen im Inhalt und einer sehr klaren Tonfolge schenkten die beiden Künstler ihre Version von „Marche de sacco et Vanzetti“ von Georges Moustaki. Sie setzten sich dann gemeinsam auf die Orgelbank, um vierhändig und mit Pedalbegleitung das bekannte „Viva la vida“ von „Coldplay“ hin zum Finale anzufügen. Umarmend und tröstend gab das Gospel „Peace shall be with you“ einen glaubenden Schlusspunkt mit hymnischem Ende.
Der besondere Schlussakkord in dieser Konzertreihe für die Kleuker-Orgel in Ummeln wird am 20. Mai, ab 16 Uhr, von Johanna Wimmer gesetzt. Die junge Organistin aus Enger lädt Familien mit Kindern ab etwa drei bis vier Jahren erneut auf die Empore ein. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, bittet Marie-Luise Höppner aus dem Ev. Ichthys-Familienzentrum unter 0521/48203 um Abmeldung. Spenden werden auf das Konto für die Orgelsanierung erbeten: Ev. Kirchengemeinde Ummeln DE75 4805 0161 0012 4510 19. Stichwort: Orgelsanierung (CG)