Ostern beginnt in der Stille

Gedanken zu einem Osterfest mit neuen Vorzeichen

Liebe Leserinnen und Lesern!

Ostern 2020 steht still im Schatten der Corona-Pandemie. Keine Gottesdienste, keine Ausflüge, keine Verwandtenbesuche.
Dabei lebt der christliche Glauben von der Gemeinschaft, vom gemeinsamen Beten und Brot brechen. Jetzt müssen wir „soziale Distanz“ einüben, um so die Nächsten, die Schwachen zu schützen. Und dabei ist das Wetter so schön! Wenigstens etwas Spaziergehen können wir.

Ostern 2020 wird im übertragenen Sinne kein Spaziergang, sondern eine große, gesellschaftliche Herausforderung. Eine Krise, von der wir nicht wissen, wie sie unser Land, unsere Welt verändert. Aber auch das erste Ostern war kein frühlingsleichter Osterspaziergang, sondern begann in der Stille. Die Frauen am Grabe und die Jünger hinter verschlossenen Türen haben das Zittern und das Entsetzen des Karfreitags im Rücken. Den Verlust aller Hoffnungen, den bitteren Tod Jesu am Kreuz.

Aber an Ostern erzählen wir auch davon, wie dieses Entsetzen verwandelt wird. Wie Hoffnung hineingetragen wird in verschlossene Räume der Angst. Ostern erzählt vom Sieg des Lebens über den Tod.

„Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.“ Dieser Satz stammt von dem Pfarrer Dietrich Bonhoeffer, der vor 75 Jahren, am 9. April 1945, kurz nach Ostern, im Konzentrationslager Flossenbürg hingerichtet wurde.

Dass wir etwas erfahren von dieser widerständigen Hoffnung der Auferstehung, das wünsche ich uns: Beim Fernsehgottesdienst auf dem Sofa, vielleicht alleine in der Stille oder beim Skypen mit den Enkelkindern, beim Spaziergang zu zweit in der Nachbarschaft, in der Pflege in den Seniorenheimen, in den Krankenhäusern und Intensivstationen.

Bleiben Sie behütet!

Pfarrer Frank Schneider, Superintendent des Ev. Kirchenkreises Gütersloh