Per Smartphone gegen das Vergessen

Geschichts-AG der Elly-Heuss-Knapp-Realschule Gütersloh erinnert an Opfer des Holocaust

Rod Mitecki, Zisane Demirtas, Horst Uellendal, Martin Kosfeld, Michael Gießner, Samara Häusleigner und David Uekermann machten auf die Opfer des Holocaust aufmerksam (v.l.). Foto: Kerstin Jacobsen

Gütersloh. „Wissen Sie, was für ein Tag heute ist?“, so fragten Schülerinnen und Schüler der Elly-Heuss-Knapp-Realschule am 27. Januar. Genau 70 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz hatten sich die Mitglieder der Geschichts-AG an den Stolpersteinen in der Gütersloher Innenstadt positioniert. Ins Pflaster eingelassen, tragen diese die Namen von Güterslohern jüdischen Glaubens, die deportiert und getötet wurden – viele von ihnen in Auschwitz. Am Gedenktag für die Opfer des Naziregimes erinnerten die 14- bis 18-Jährigen Passanten daran, dass der Holocaust auch hier in Ostwestfalen stattgefunden hat.

Um auch die „Generation Smartphone“ für das Thema zu interessieren, haben die Jugendlichen die Daten der 44 Gütersloher Steine in die Ende 2013 erschienene App „Stolpersteine Guide“ eingepflegt. Sie ermöglicht Rundgänge zu den Orten jüdischen Lebens in Gütersloh auch unabhängig von Führungen. Damit ist Gütersloh als erste Stadt in Ostwestfalen in dem Programm vertreten.

Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Katrin Geweke haben sich die 17 Jugendlichen lange mit dem Thema beschäftigt und sich gefragt: Was hat die Zeit des Nationalsozialismus, was hat der Holocaust mit mir zu tun? Was würde ich tun, wenn meine Nachbarn ausgegrenzt und verfolgt würden? Dass damals ganz normale Nachbarn plötzlich einfach auf Nimmerwiedersehen verschwanden und niemand etwas dagegen unternahm, bewegt die Jugendlichen sehr. „Wir würden das heute anders machen“, ist die 14-jährige Samara Häusleigner überzeugt. Und: „Wir müssen aus der Geschichte lernen.“


Die Reaktionen auf die Aktion der Jugendlichen fielen sehr unterschiedlich aus. „Viele waren sehr offen und interessiert“, berichtet Samara Häuseigner, 14 Jahre. „Manche konnten mit dem Datum aber auch nichts anfangen oder haben uns nicht ernst genommen“, ergänzt der 18-jährige David Uekermann. Insgesamt ließen sich die Jüngeren eher die Smartphone-App vorführen, während die Älteren gerne die die Broschüre „Ihr Name lebt weiter“ der Stadt Gütersloh mitnahmen. Als Fazit fasst Martin Kosfeld (16) zusammen: „Wir sollten unbedingt weiter machen.“


Und das haben sie auch fest vor: Die Jugendlichen wollen die App auch zukünftig aktualisieren. Für März ist zudem eine Studienfahrt nach Auschwitz geplant.

Rundgänge zu den Gütersloher Stolpersteinen bietet der ehrenamtliche Mitarbeiter des Stadtarchivs Remigius von Boeselager am Freitag, 6. Februar und Samstag, 14. Februar jeweils um 15 Uhr an. Treffpunkt ist am Stadtmuseum an der Kökerstraße.

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kj